Streit beim BBU

■ Vorstandsmitglied Brigitte Vallenthin aus Protest zurückgetreten / Kritik am „Genossen Kall“ und BBU

Berlin (taz) - Ein alter Streit ist mit neuen Personen eskaliert. Beim Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) ist Brigitte Vallenthin, Mitglied im 13köpfigen Vorstand, aus Protest gegen die Sozialdemokratisierung des Verbandes zurückgetreten. Ihr Zorn richtet sich primär auf Klaus Kall, die dominierende Figur im geschäftsführenden Vorstand des BBU. Ihm wirft sie vor, „sein Karriere–Süppchen auf Kosten der Bürgerinitiativen“ zu kochen. Seit Dezember versuchte Brigitte Vallenthin, einen Mißtrauensantrag gegen Kall (inklusive Rücktrittsaufforderung) im Vorstand zu diskutieren. Vergeblich: Auf vier Sitzungen war ihr Antrag nicht behandelt worden. Auf der Tagesordnung für die nächste Sitzung tauche ihr Antrag gleich gar nicht mehr auf. Der BBU–interne Konflikt schwelt bereits seit langem. Beispiel: Dokumentationsstelle für Umweltkriminalität. Kaum hatte Klaus Kall die Einrichtung dieser Stelle bekanntgegeben, folgte schon das Dementi. Auch Kalls Beitritt in die Bonner Aktionsgemeinschaft Umwelt blieb im BBU umstritten. Brigitte Vallenthin sieht in beidem Alleingänge von Kall, die nicht ausreichend mit dem Vorstand abgestimmt waren. Zu der Einrichtung der Doku–Stelle sei der BBU personell und finanziell gar nicht in der Lage. Und was den Bonner „Alibi–Verein“ AG Umwelt angehe, sei eine Mitarbeit grundsätzlich fragwürdig. Für Brigitte Vallenthin ist der BBU auf dem besten Wege, sich überflüssig zu machen. Wachsende Profilierungssucht verdränge die Bürgerinitiativen–Arbeit. Auf der Mitgliederversammlung im Juni will sie ihren Rücktritt und den weiteren Kurs des BBU diskutieren. Dann soll abgerechnet werden. Vallenthin vertrat beim BBU die Elterninitiativen und Tschernobyl–Gruppen, sie war außerdem für die Themen Waldsterben und Demonstrationsrecht zuständig. Beim letzten Punkt sei ihre Zuständigkeit allerdings direkt beschnitten worden. Nach den Startbahn–Ereignissen seien ihr weitere Presseerklärungen zum Thema „verboten“ worden. -man– Kommentar Seite 4 FORTSETZUNGEN VON SEITE 1