Zum Strauß–Besuch freigelassen - Schwarzer nun wieder inhaftiert

Johannesburg (taz) - Einer der 98 Häftlinge, die als „Reisegeschenk“ für den CSU–Vorsitzenden Franz Josef Strauß nach dessen Südafrika–Reise Anfang Februar freigelassen wurden, wurde Ende März erneut festgenommen. Wie die Rechtsanwälte von Zacharia „Jackie“ Ncube erst jetzt mitteilten, wurde der etwa 20jährige am 26. März, kaum zwei Monate nach seiner Freilassung am 5.Februar, bei einer Beerdigung in dem Schwarzenghetto Tembisa östlich von Johannesburg verhaftet. Seine Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren ist jedoch trotz schriftlicher Nachfragen noch nicht offiziell von der Polizei bestätigt worden. Allerdings bestätigte ein Polizist in Tembisa telefonisch, daß Ncube festgenommen worden sei. Ein Polizeischuß hatte Ncube bei Unruhen in Tembisa im Mai 1986 im rechten Bein getroffen. Knapp zwei Monate später wurde er zum ersten Mal verhaftet und eigenen Aussagen zufolge im Laufe der Verhaftung schwer mißhandelt. Nachdem Rechtsanwälte eine einstweilige Verfügung gegen die Polizei beantragt hatten, verpflichtete sich die Polizei, ihn in Zukunft nicht wieder zu mißhandeln. Mitte 1986 wurde Ncube der Einschüchterung in zwei Fällen angeklagt. Die eine Klage wurde zurückgezogen, während er im zweiten Fall für unschuldig befunden wurde. Doch er war nicht lange auf freiem Fuß. Schon im Dezember 1986 wurde er erneut verhaftet und blieb dann bis Anfang Februar dieses Jahres ohne Gerichtsverfahren im Gefängnis. Ein Gerichtsantrag, mit dem seine Freilassung erreicht werden sollte, war erfolglos. Der Minister für Recht und Ordnung, Adriaan Vlok, begründete die anhaltende Inhaftierung damit, daß Ncube Mitglieder des schwarzen Stadtrates in Tembisa eingeschüchtert habe, um sie zum Rücktritt zu bewegen - obwohl Ncube vor Gericht freigesprochen worden war. Die letzten Monate seiner Haft verbrachte Ncube im Baragwanath–Krankenhaus in Soweto. Dort wurde sein verletztes Bein orthopädisch behandelt. Nach seiner monatelangen Haft mußte Ncube außerdem psychiatrisch behandelt werden. Hans Brandt