Lafontaine–Streit in Berlin

Die Anwesenheit der SPD–Bundestagsfraktion nutzte am Montag der Berliner DGB–Chef Pagels zum offenen Angriff auf den SPD– Landesvorsitzenden und wahrscheinlichen Spitzenkandidaten Momper. Ausgerechnet auf einer Protestveranstaltung der SPD gegen Massenarbeitslosigkeit, zu der auch Hans–Jochen Vogel geladen war, zog Pagels vom Leder. Er stellte Momper, der sich kürzlich zu Lafontaines Vorstellungen bekannt hatte, in eine Reihe mit Lambsdorff und Bangemann; Mompers Vorschläge seien ein Angriff auf „erreichte Ziele der Arbeitnehmer“. Man frage sich, „was ihn noch von den Regierenden unterscheide ... Für Arbeitnehmer ist er jedenfalls nicht wählbar“. Mit diesem Versuch einer Demontage in dem Neuköllner Biersaal versuchte Pagels offenbar, vor versammelter Parteiprominenz Mompers Kandidatur wieder zur Debatte zu stellen. Mit Verzögerung verlangte Momper gestern die Zurücknahme der Vorwürfe und forderte Pagels auf, selbst gegen ihn zu kandidieren. Der Bundestagsfraktion blieb angesichts erneuerter Berliner Grabenkämpfe nichts anderes übrig, als für Kompromiß zu plädieren. In einer Presseerklärung wurde salomonisch formuliert, daß Arbeitszeitverkürzung kein „Einfallstor für Lohnverkürzungen“ sein darf. Vogel bedauerte die „personelle Zuspitzung“ einer Diskussion, die „vernünftig und zulässig sei“. kh FORTSETZUNG VON SEITE 1