Späte Rache

■ Die Hafenstraße und das Geld

Sie haben es ja nie so richtig verknusen können. Die Hamburger CDU und der dominierende rechte Parteiflügel der SPD nahmen es im vergangenen Herbst nur zähneknirschend hin, daß mit der Hafenstraße ein Vertrag unterzeichnet wurde. Doch nach dem großen Wurf kommt die mühselige Kleinarbeit, und den Hafenstraßen–Gegnern war klar, daß in den Details der Vertragsabwicklung mehr steckt als nur der Teufel. Da bietet sich die Chance, das ungeliebte Projekt vielleicht doch noch zu stürzen. Hauptansatzpunkt für die späte Rache: das Geld. Was haben die Bewohner von einem Vertrag für Häuser, durch deren Dächer das Hamburger Schmuddelwetter nicht nur aufs Gemüt schlägt. Auch sind sie kaum zu heizen, denn in den Zeiten der Abrißpläne herrschten Bautrupps der Stadt wie die Vandalen in einigen Häusern. Einen idealen Bündnispartner für ihre Bemühungen haben die rechten Elbsozis in der Hamburger Springer– Presse gefunden. Die leckt nun Blut und versorgt die sozialdemokratische Beton–Fraktion mit Gruselstories aus der Hafenstraße. Erleichtert wird die derzeitige Kampagne dazu durch stetes Nicht–Verhalten der Bewohner. Daß sie Falschmeldungen und Schuldzuweisungen widerspruchslos über sich ergehen lassen, könnte sich bitter rächen. Denn selbst Dohnanyi schätzt: „Das Projekt kann immer scheitern.“ Axel Kintzinger