Keine Unterschlagung bei den Grünen

■ Bundesschatzmeister entkräftet Verdacht gegen Manfred Zieran / Vorwürfe haben keine „sachliche Grundlage“ / Ditfurth: „Lügenkomplott“ und „Schmutzkampagne“ gegen Fundis im Römer

Von Ursel Sieber

Berlin (taz) - Der Bundesschatzmeister der Grünen in Bonn hat gestern auf Vorwürfe reagiert, wonach Manfred Zieran, ein ehemaliger Abgeordneter der Grünen im Frankfurter Römer, sich an Geldern aus der grünen Parteikasse persönlich bereichert haben soll (vgl. taz vom 13.4.). Diese Vorwürfe hätten „aufgrund der von uns vorgenommenen Prüfung keine sachliche Grundlage“, betonte Schatzmeister Hermann Schulz. Die Hoechst AG hatte 1985 gegen die Grünen im Römer Anzeige erstattet; für eine Kampagne gegen Hoechst um die zu erwartenden Prozeßkosten hatten die Römer–Grünen vom Bundesvorstand 20.000 Mark erhalten. Anfang 1988 habe der Bundesvorstand dann „eine vollständige Endabrechnung“ erhalten, erläuterte Hermann Schulz. Sämtliche Auslagen seien „ausschließlich im Rahmen des Verwendungszwecks getätigt worden“. 8.800 Mark für „Aufwandsentschädigung“, die ein Mitglied der Prozeß–Gruppe (Manfred Zieran) für 16 Monate Zuarbeit (550 Mark pro Monat) und die Erstellung eines Hoechst–Aktenarchivs erhalten habe; gut 3.300 DM für Materialkosten, und was mit den übriggebliebenen 7.819 Mark passiere, werde der Bundesvorstand auf seiner nächsten Sitzung beschließen. Daß es innerhalb der Prozeßgruppe offenbar „Unstimmigkeiten“ über die Verwendung der Gelder gegeben habe, sei nicht Sa che des Bundesvorstands, betonte Bundesgeschäftsführer Eberhard Walde. Solange gewährleistet sei, daß die Gelder nicht „zweckentfremdet“ würden, mische sich die Parteispitze in die internen Streitereien der Initiativen nicht ein. Im übrigen sei unbestritten, daß von Manfred Zieran und der Prozeßgruppe eine „hervorragende Arbeit“ gegen Hoechst geleistet worden sei: Der Initiative sei es schließlich gelungen, „einem mil liardenschweren Chemiegiganten die Lust an einem Prozeß gegen UmweltschützerInnen zu verleiden“ (Hoechst zog die Anzeige im Sommer 1986 wieder zurück). Auch Manfred Zieran und Parteisprecherin Jutta Ditfurth wiesen gestern die Anschuldigungen zurück, die von dem ehemaligen Fraktionskollegen Zierans, Walter Oswalt, bis heute erhoben werden: „Walter Oswalt lügt.“ Walter Oswalt sei „nachweislich“ anwesend gewesen, als im Jahre 1985 bei einem der ersten Treffen der Hoechst–Angeklagten vereinbart worden sei, daß Manfred Zieran eine Aufwandsentschädigung erhalten solle. Zwei andere Beteiligte der sechsköpfigen Prozeßgruppe, die ehemaligen Römer– Abgeordneten Wolfgang Dornow und Michael Schwarz, haben jetzt in einer persönlichen Erklärung bezeugt, daß eine solche Vereinbarung 1985 getroffen worden sei.