15.000 bei „Rheinhausen ist überall“

■ Aktive Gewerkschafter aus der ganzen Republik angereist / Politische Parteien im „Flugblattkampf“ / Streikabbruch unter heftiger Kritik / Betriebsrat von HDW: „Laßt euch von Politikern nicht einlullen!“

Aus Rheinhausen W. Jakobs

Etwa 15.000 Menschen aus der gesamten Bundesrepublik nahmen am Samstag an dem vom Rheinhausener Krupp–Betriebsrat organisierten Solidaritätstag im Stadtzentrum von Rheinhausen teil. Gekommen waren unter dem Motto „Rheinhausen ist überall“ die lokale gewerkschaftlich aktive Basis, Metaller der Firma BBC in Mannheim, Betriebsräte aus der Autoindustrie, Werftarbeiter aus Hamburg, Stahlarbeiter von der Maxhütte aus Bayern wie aus Hattingen, aber auch Nichtmetaller, zum Beispiel Hamburger Betriebsräte aus dem Hause Springer sowie gewerkschaftlich organisierte Polizisten aus Köln. Der Kampf in Rheinhausen scheint viele inspiriert zu haben. Deshalb, so der Rheinhausener Stahlkocher Dietmar Hauschke, sei es geradezu „verrückt“, jetzt den Streik abgebrochen zu haben, da „die Leute aus der ganzen Republik kommen, um uns ihre Solidarität zu zeigen“. Während Dietmar Hauschke in einer der vielen Diskussionsrunden von der „Erpressung durch Rau“ sprach, verteidigte Helmut Laakmann, Abteilungsleiter im Stahlwerk und - obwohl ohne jede gewerkschaftliche Funktion - einer der wichtigsten Männer in diesem Kampf, den Streikabbruch. Jetzt sei es an der Zeit zu verhandeln. Wenn dabei nichts rauskomme, könne man jederzeit wieder „nachdenken statt arbeiten“. Holger Mahler, der als Betriebsratsvorsitzender von HDW einst die erste große Werftbesetzung in Hamburg mitorganisierte, warnte die Rheinhausener vor Versprechungen: „Laßt Euch von den Politikern nicht einlullen. Kämpft, solange ihr noch kämpfen könnt.“ Unterdessen tobte auf dem Veranstaltungsplatz der Flugblattkampf der Parteien. Friedhelm Farthmann, Düsseldorfer SPD– Fraktionsvorsitzender, warnte vor „Verleumder(n), und Heuchler(n)“, die mit „hysterischen Unterstellungen und Tatsachenverdrehungen“ einen „Keil zwischen SPD und die ihr nahestehenden Arbeitnehmer zu treiben“ versuchten. Die beste Lösung für Rheinhausen sei es, so das Farthmann–Flugblatt, wenn der Arbeitsplatzabbau auf der Hütte gleichzeitig durch die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen „in entsprechendem Umfang Schritt für Schritt“ begleitet werde. Die Bemühungen von Rau „können nur Erfolg haben, wenn wir uns gegenseitig vertrauen“. Genau das, so die Gegenposition von den Grünen bis zur KPD, sei das Ende der Rheinhausener. „Die Rau–Regierung in Düsseldorf scheut keine Mittel, die Belegschaft und die Öffentlichkeit betrügerisch zu hintergehen“, schreiben die Grünen. Wenn eine solche Regierung die Vermittlung übernehme, sei dieser Kampf verloren. Das meinen auch die KPD und ein halbes Dutzend trotzkistischer Gruppen, die alle den „unbefristeten Vollstreik“ oder „Betriebsbesetzungen“ propagieren.