Eine gut organisierte Aktion

Von 70 Geschossen durchsiebt starb in der Nacht zum Samstag der neben Yassir Arafat wichtigste Mann in der Führung der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, Khalil el–Wazir, auch „Abu Jihad“ genannt. Nach ersten Ermittlungen der tunesischen Sicherheitsbehörden und den Berichten der Witwe des Ermordeten, die mit zwei der insgesamt fünf Kinder Augenzeugin des Attentats wurde, ist ein mindestens siebenköpfiges, bisher unbekanntes Kommando für den Mord verantwortlich. Eine Frau und sechs Männer waren demnach unter Benutzung libanesischer Pässe mit gemieteten VW–Bussen gegen ein Uhr nachts in den Nobelvorort der tunesischen Hauptstadt gefahren. Vor dem Privathaus des PLO– Militärchefs hatten sie zuerst den Fahrer und zwei Leibwächter mit schallgedämpften automatischen Waffen erschossen, die Tür des zweistöckigen Gebäudes aufge schossen und schließlich „Abu Jihad“ in seinem Arbeitszimmer erwischt. Der 53jährige hatte zwar noch geschafft, eine Psitole aus einem Schreibtischfach zu holen, doch trennte der Kugelhagel seine rechte Hand fast völlig vom Körper ab. „Abu Jihad“ starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Seine Frau Intissam, für die sich die AttentäterInnen offenbar nicht interessierten, konnte, als sie vom Balkon aus um Hilfe schrie, beobachten, wie das Kommando unbehelligt in die Fahrzeuge steigen und unerkannt fliehen konnte. Eine Hausangestellte der Wazirs berichtete, die beteiligte Frau habe den Ablauf des Attentats gefilmt. Tunesische Polizeioffiziere erklärten der Washington Post, das Attentat sei so detailliert durchgeführt worden, daß nur eine Organisation wie der israelische Geheimdienst „Mossad“ als Urheber in Frage käme. Der Korrespondent der US– Fernsehgesellschaft NBC berichtete am Samstag unter Berufung auf anonyme Quellen aus Tel Aviv, „Abu Jihad“ sei in einer gemeinsamen Operation des israelischen Geheimdienstes „Mossad“ und militärischer Eliteeinheiten erschossen worden. Die Aktion in Tunis sei von Ministerpräsident Schamir, Außenminister Peres und Verteidigungsminister Rabin gebilligt worden. Der Geheimdienst habe zuvor schon mehrmals um die Erlaubnis gebeten, Wazir umzubringen. Die Regierung habe das jedesmal abgelehnt und auf ein stillschweigendes Abkommen mit der PLO verwiesen, wonach die Führer nicht angegriffen werden sollten. Diese Haltung habe sich geändert, nachdem vor drei Wochen palästinensiche Feddayin in der Negev–Wüste einen Bus überfallen hatten. Für diesen Überfall machte der israelische Rundfunk „Abu Jihad“ verantwortlich. Pe INTERVIEW