Mutige Lokalpolitiker provozieren in französisch–kanadischem Zwist

Berlin (taz) - Aufsehen wollten die vier Politiker von den französischen Inselchen Saint Pierre und Miquelon vor der Küste Neufundlands erregen, als sie sich an Bord eines Kutters zum Fischen in umstrittene Gewässer wagten. Das Vorhaben gelang in ungeahntem Maße: das Aufsehen steigerte sich bis zu einer diplomatischen Verstimmung zwischen Kanada und Frankreich, ja bis zur vorübergehenden Rückberufung des französischen Botschafters. Denn die Kanadier hatten den Angelausflug krummgenommen: der Kutter wurde aufgebracht, die 17köpfige Mannschaft und die vier Politiker erst am Sonntag gegen eine Kaution von 24.000 Dollar pro Person freigelassen. Und auch das erst, nachdem Premierminister Chirac in Paris eine Krisensitzung einberufen hatte. Damit kam ein Konflikt zum Ausbruch, der bereits seit 1977 schwelt, als sowohl Frankreich wie auch Kanada ihre Fischereischutzzonen auf 200 Seemeilen ausdehnten und sich dadurch vor der neufundländischen Küste ins Gehege kamen. Der Konflikt bedarf nach wie vor eines internationalen Schiedsspruchs; inzwischen stehen jedoch die 6.300 Einwohner des von der Fischerei abhängigen Archipels vor dem Ruin, und die Herbeiführung eines internationalen Konflikts erschien ihnen daher als letzter Ausweg. Was auch immer die Politik als Lösung bereithalten wird: am 3.Oktober müssen die 21 Franzosen vor einem kanadischen Gericht erscheinen. mb