Kolumbien: Menschenrechtsnotstand

■ Bogota ruft im von Massakern der Todesschwadronen heimgesuchten Uraba den Notstand aus / amnesty international spricht im Bericht von Tausenden von Opfern des „schmutzigen Krieges“

Bogota (afp/taz) - Im kolumbianischen Bananenanbaugebiet Uraba im Nordwesten des Landes, wo bei zwei Massakern am 4.März und am 11.April 57 Landarbeiter Todesschwadronen zum Opfer fielen, hat die Regierung den Notstand ausgerufen. Fortan sollen alle Bürgermeister einem General unterstehen. Gewerkschaften und linke Parteien, deren Mitglieder bevorzugte Opfer der Killerkommandos sind, lehnten es ab, daß just ein Mitglied der Streitkräfte, die offensichtlich in den „schmutzigen Krieg“ tief verstrickt sind, die Region „befrieden“ soll. amnesty international weist in einem soeben erschienenen Bericht darauf hin, daß in Kolumbien in den letzten Jahren Tausende von Militär, Polizei und ihren zivilen Hilfstruppen getötet wurden oder einfach „verschwanden“ und spricht von einem Menschenrechtsnotstand. Neben dem „schmutzigen Krieg“ der Todesschwadronen schwelt ein Krieg zwischen Armee und Guerilla. In der Provinz Cauca im Süden des Landes starben bei Gefechten zwischen Guerilleros der kommunistischen FARC und Militärs sechs Rebellen. Die FARC hatte zuvor in Argelias, Cauca, einen Stadtrat einem öffentlichen „Gerichtsverfahren“ unterworfen und dann hingerichtet. In der Umgebung wurden zudem die Leichen von zwei Geschäftsleuten gefunden, die angeblich zur Rauschgiftmafia gehörten. Ebenfalls in Cauca erschoß die castristische ELN–Guerilla einen Polizeiinspektor. Mit Sprengstoffanschlägen auf sechs US–Multis und einen Tempel der Hare–Krishna–Sekte protestierten in der Nacht zum Montag „Volksmilizen“ der maoistischen EPL–Guerilla gegen die US–Politik gegenüber Panama und Nicaragua.