„Das Uran muß im Boden bleiben“

■ Eine Delegation von Aborigines, Indianern und Polynesiern bereist die Bundesrepublik / Zusammenhang zwischen dem Elend der Ureinwohner und der Nutzung der Atomenergie soll hergestellt werden

Aus Nürnberg Wolfgang Gast

„Ich bin hierher gekommen, um das deutsche Volk zu bitten, Druck auszuüben, damit bei uns der Uranabbau unterbunden wird“, erklärt Richard Brooks, Vertreter der Aborigines aus Australien. Zusammen mit den Abgesandten anderer Ureinwohner reist er zur Zeit auf Einladung der Gesellschaft für bedrohte Völker und des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) durch die Bundesrepublik, um auf die Zerstörung ihrer Lebensräume hinzuweisen. Sein Volk, leidet seit Jahrzehnten unter den Folgen der friedlichen und militärischen Nutzung der Atomenergie - ebenso wie andere Völker in Nordamerika und Polynesien. In den fünfziger Jahren war sein Stammesgebiet Testgelände für britische Atombomben–Versuche, und als sich die radioaktive Verseuchung nicht mehr verheimlichen ließ und immer mehr strahlungsbedingte Erkrankungen und Todesfälle bekannt wurden, mußte sein Stamm nach Westaustralien auswandern. Doch auch hier wird seine Existenz bedroht, diesmal durch den Abbau von Uranerz. Über ähnlich leidvolle Erfahrungen berichten auch die Indianer Nordamerikas und die Ureinwohner Polynesiens. 72 Prozent der weltweiten Uranvorkommen befinden sich auf dem Grund und Boden von Ureinwohner–Völkern. Ihnen allen gemeinsam ist die Zerstörung ihrer Kultur und die Bedrohung ihrer Gesundheit in der Folge des „Energierausches der Industrienationen“. Die Rundreise führt über 20 Stationen, unter anderem zum bundesdeutschen Atomzentrum in Hanau und zu den Uranminen im Schwarzwald und im Fichtelgebirge. Eine Besichtigung der geplanten Atomfabrik in Wackersdorf stand vergangenen Sonntag auf dem Programm. „Ich appelliere an euch, die Inbetriebnahme der WAA zu verhindern“, so Richard Brooks nach der Besichtigung, „ihr müßt sie stoppen, genauso wie wir jede andere Verbindung in der verhängnisvollen atomaren Kette weltweit unterbinden müssen.“ Marilyn Harris, Vertreterin der nordamerikanischen Hopi–Indianer: „Wenn Sie so weitermachen, wird es ihr Land ähnlich wie unserem gehen“. Kernforderung der „Vertreter der Völker“, wie auch der Veranstalter: „Wir müssen national und international alles daransetzen, daß das Uranerz im Boden bleibt.“