Lets swap

■ Zum Uran–Handel der Nukem

Überschaubar und kontrollierbar will er den Hanauer Atom–Sumpf also gemacht haben, der Bonner Krisenmanager Töpfer. Doch der Entflechtungskünstler muß bei seiner Operation einen wichtigen Knoten übersehen haben: Die Broker– Abteilung im Hause Nukem. Denn die Skandalfirma fabriziert ja nicht nur Atom–Brennstoff, sondern sie handelt auch weltweit mit dem strahlenden Rohstoff. Die Uran–Makler fahren den größeren Teil des Firmenumsatzes ein. Die Hanauer Atomiker agieren voll–autonom: Mit Firmen und Regierungen, selbst von Weltmächten, spielen sie den Affen. UNO–Beschlüsse haben allenfalls Papierwert. Auch Euratom, der Praxis des „swappens“ von Ursprungszertifikaten ja nicht generell verschlossen, wird kurzerhand gelinkt, wenn sie nicht mitspielt. Nationaler Kontrolle wird der Stoff durch Ping–Pong–Spielchen (auf dem Papier) zwischen eigenen Filialen in aller Welt entzogen. Was da während Jahrzehnten wirklich weltweit nach der Melodie „Baby, lets swap“ hin und her verschachert wurde, läßt sich kaum mehr lückenlos rekonstruieren. Kein Zweifel, daß zwielichtige Dunkelmänner und Agenten im Auftrag diverser Atombomben–Interessenten punktuell das Verbot der Weiterverbreitung durchlöchert haben. Die Kern–Mafia des Atombusiness aber hat mit ausgeklügelter Methode und krimineller Energie die internationalen Kontroll–Mechanismen für Spaltmaterial ad absurdum geführt. Wer will in diesem Dschungel von hin– und hergeschobenen Uran–Chargen noch von wirksamer Kontrolle sprechen? Nur Traumtänzer und Mafiosis. Thomas Scheuer