Arafat setzt auf die Versöhnung mit Syrien

■ Der PLO–Chef reiste erstmals seit 1983 nach Syrien / Am Montag fand das erste Gespräch mit Assad statt / Besuch am Grab des ermordeten Abu Jihad in Damaskus / Gleichzeitig Treffen der Führer aller wichtigen PLO–Organisationen / Neue Phase der Kooperation?

Damaskus (afp/taz) - Der Führer der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, Jassir Arafat, ist am Sonntag erstmals seit 1983 nach Syrien gereist und traf sich am Montag zu einem Gespräch mit Präsident Assad. Nach einem formlosen Empfang durch den syrischen Innenminister Harbeh hatte Abu Ammar, wie Arafat hier genannt wird, erklärt: „So Gott will, werde ich Präsident Assad sprechen. Zusammen mit unseren syrischen Brüdern werden wir kämpfen, bis palästinensische Fahnen über den Moscheen und Kirchen Palästinas wehen.“ Arafat hob hervor, daß er seine Rückkehr nach Syrien dem Prestige des Aufstands in den besetzten Gebieten verdanke. Anschließend fuhr Arafat in einer Wagenkolonne in das Palästinenserviertel Yarmouk, um das Grab des vor kurzem in Tunis ermordeten Abu Jihad zu besuchen. In einer spontanen Massendemonstration feierte die Bevölkerung der 200.000 Menschen zählenden Vorstadt die Rückkehr des PLO– Chefs. Am Montagnachmittag empfing dann Staatspräsident As sad den PLO–Führer zu einem Gespräch im Präsidentenpalast. In tagelangen Verhandlungen hatten sich am Freitag Syrien und die al–Fatah mit libyschen und algerischen Vermittlern darauf geeinigt, ihre Streitigkeiten und gegenseitigen Anfeindungen zu beenden und zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen Israel zurückzufinden. Syrien hatte Arafat 1983 Opportunismus vor allem gegenüber Ägypten vorgeworfen und die Dissidentenbewegung Abu Mussas innerhalb der al–Fatah unterstützt. Nach heftigen innnerpalästinensischen Kämpfen, an denen sich auch syrische Truppen beteiligt hatten, war Arafat Ende 1983 in der nordlibanesischen Stadt Tripoli belagert und schließlich zum Abzug gezwungen worden. Am Montag fand unter Leitung Arafats in Damaskus ein Treffen der Führer aller wichtigen Organisationen innnerhalb der PLO statt. Georges Habash von der Volksfront und Naef Hawatmeh von der Demokratischen Front nahmen ebenso daran teil wie der Führer der kommunistischen Par tei Palästinas, Suleiman Najjab. Beobachter in Damaskus werteten die Rückkehr des PLO–Chefs als Beginn einer neuen Phase syrisch– palästinensischer Kooperation. Erstmals befinde sich die PLO in der Position eines gleichwertigen Partners. Gestützt auf das politische Gewicht der Intifada, des Aufstands der Palästinenser, könne die PLO jetzt auch im Libanon verlorene Bedeutung zurückgewinnen. Gemeinsames Ziel der PLO und Syriens sei es, den Friedensplan des US–amerikanischen Außenministers Shultz endgültig zu Fall zu bringen. Beide Parteien unterstützen die sowjetische Initiative für eine Internationale Nahost–Friedenskonferenz unter Beteiligung der PLO. thore