Neues Deutschland druckt Kritik der Prawda an Bonn nach

Berlin (taz) - „Revanchismus unvereinbar mit dem neuen Denken“, ist die Überschrift eines Prawda–Kommentars, den das SED–Zentralorgan Neues Deutschland gestern nachdruckte. Bemerkenswert sind Diktion und Zeitpunkt, laufen doch jetzt schon die Vorbereitungen für den Kohlbesuch in Moskau auf vollen Touren. Die „deutsche Frage“ stelle seit nunmehr vier Jahrzehnten ein Hindernis für die Verständigung zwischen Ost und West dar, schreibt der Autor W. Michailow. Immer noch versuche man von Bonn aus die „Wiedervereinigung“ Deutschlands zu erreichen. Ein für allemal sollte klar sein, daß die Sowjetunion nicht Schuld an der Teilung Deutschlands habe, fährt der Kommentator fort und zeigt an den Verhandlungen von Teheran und Jalta auf, daß es damals Roosevelt und Churchill waren, die Deutschland teilen wollten. Nur die Sowjetunion habe an einem einheitlichen deutschen Nationalstaat festgehalten. Wenn dann später westdeutsche Politiker versuchten, den „Kommunismus zurückzudrängen“ und damit die Spaltung Deutschlands vertieften, so sei es eine Ablenkung der Resultate ihrer eigenen Politik, immer wieder von einer „Wiedervereinigung“ zu sprechen. Heute gebe es „zwei deutsche Staaten mit unterschiedlicher sozialer und politischer Ordnung ... Jeder der beiden Staaten kann seinen Beitrag zu Europa und zum Frieden leisten.“ er