Asbest–Alarm

■ Das größte NATO–Militärdepot in Großbritannien geht zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren in Flammen auf

Aus London Rolf Paasch

Die Bewohner der mittelenglischen Stadt Telford waren am Dienstag fleißig damit beschäftigt, den in der vergangenen Nacht als Folge eines Großfeuers im benachbarten Militärdepot niedergegangenen Asbeststaub abzuspritzen und in Plastiksäcke zu packen. 100 Arbeiter der Umweltbehörde in Schutzanzügen waren ihnen bei ihrer amateurhaften Umweltreparatur behilflich. Das Feuer war am Montag– abend im größten NATO–Depot Großbritanniens ausgebrochen und hatte eine mehrere hundert Meter hohe Rauchwolke produziert, deren Asbestpartikel anschließend in einem Umkreis von 20 km niedergingen. Der Sachschaden wird auf über 300 Millionen Mark geschätzt. Zunächst hatte die Polizei die Bevölkerung über Lautsprecherwagen aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben und die Fenster zu schließen. Nach ersten Tests der niedergegangenen Asbestflocken erklärten jedoch Umweltbehörde und Verteidigungsministerium, es bestehe für die Bevölkerung keine Gefahr, weil es sich um den ungefährlicheren weißen Asbest handle.Ein Sprecher der Umweltorganisation „Friends of the Earth“ wies demgegenüber darauf hin, daß auch diese Asbestform gesundheitsschädlich sei. Bereits vor fünf Jahren war es in dem riesigen Militärlager zu einem ähnlichen Großbrand gekommen, bei dem ebenfalls Asbest freigesetzt wurde. Die im anschließenden Untersuchungsbericht empfohlenen Verbesserungen zur Sicherheit der Militäranlage, so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums zur taz, seien jedoch „aus Zeit– und Kostengründen“ bisher nur teilweise in die Praxis umgesetzt worden.