Nicaragua: Lohnkampf politisiert / Opposition kündigt Dialog auf

Managua (taz) - Mit dem Auszug sämtlicher Oppositionsparteien aus dem nationalen Dialog und dem Abbruch der Verhandlungen mit den Gewerkschaften durch das Arbeitsministerium haben sich die Fronten im erbittertsten Lohnkampf der revolutionären Epoche verhärtet. 27 Arbeiter, die sich seit Montag im unbefristeten Hungerstreik befinden, wurden von der Regierung als Konterrevolutionäre abqualifiziert. Als Parlamentspräsident Carlos Nunez am Vormittag den politischen Parteien einen Entwurf vorlegen wollte, der freie Kommunalwahlen mit allen politischen Garantien um die Jahreswende verspricht, hatten die Parteienvertreter bereits ihre Entscheidung getroffen: sie nehmen am nationalen Dialog solange nicht mehr teil, bis die Regierung die Forderungen der streikenden Arbeiter erfüllt. Die Bauarbeiter verlangen außer einer substantiellen Lohnerhöhung die Aufhebung eines starren Normenkataloges zugunsten freier Kollektivverträge. Die Gehälter der Bauarbeiter, die am unteren Ende der Lohnskala angesiedelt sind, liegen weit unter der Summe, die ein Existenzminimum garantiert. Ralf Leonhard