Rheinhausen: Razzia bei Betriebsrat

■ Wohnungen und Büros von Theo Steegmann und Pfarrer Dieter Kelb wegen Cromme–Tonband durchsucht / Ursache: Spiegel–Artikel? / Nur Tote Hosen gefunden / Kelb befürchtet „Beschädigung der Reputation

Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Beamte der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und der Polizei haben am Mittwoch nachmittag das Büro des 2.Betriebsratsvorsitzenden von Krupp–Rheinhausen, Theo Steegmann, sowie dessen Wohnung und Auto durchsucht. Aus der Wohnung nahm die Polizei 153 Tonbänder mit - „Rockmusik von BAP bis zu den Toten Hosen“, wie Steegmann sagte. Gleichzeitig durchsuchten zwei Polizeibeamte und ein Staatsanwalt die Privatwohnung und die Diensträume des Pfarrers Dieter Kelb, der im Rheinhausener „Bürgerkomitee“ eine zentrale Rolle spielt. Pfarrer Kelb sagte zur taz, die Beamte hätten sich „korrekt“ verhalten. Er habe darüber „keine Klage zu führen“. Allerdings befürchte er eine „Beschädigung seiner Reputation als in der Öffent lichkeit tätiger Pfarrer“. Mitgenommen habe man bei ihm nichts. Grund der Durchsuchung sei offenbar ein „zu Mißverständnissen Anlaß gebender Spiegel–Artikel“ (Kelb) gewesen. Im richterlichen Dursuchungsbeschluß wird dieser Bezug deutlich. Wörtlich heißt es dort: „Die Verdächtigen (Steegmann und Kelb, d.R.) sollen eine illegal hergestellte Aufzeichnung von Telefongesprächen des Vorsitzenden der Krupp–Stahl AG Dr. Cromme vom 8.1. 1988 von derzeit unbekannten Personen erhalten, abgespielt und versucht haben, diese Tonbandaufzeichnung auch den Bundestagsabgeordneten Schmude und Westphal vorzuspielen.“ Der Spiegel (Nr.16) hatte berichtet, Kelb und Steegmann hätten Anfang Februar auf der Autofahrt nach Bonn die Kassette abgehört. Wörtlich hieß es im Spiegel weiter: Die beiden „wollten ihren Bonner Gesprächspartnern, Jürgen Schmude und Heinz Westphal von der SPD–Fraktion, das offenbar illegal abgehörte Band vorspielen.“ Auf Nachfragen der Durchsuchten bestätigten die Beamten den Zusammenhang mit dem Spiegel–Artikel. Theo Steegmann nannte es „erstaunlich“, mit welcher „Eilfertigkeit“ zu dem Mittel der Durchsuchung gegriffen worden sei. Im Rheinhausener Betriebsrat befürchten einige angesichts des Zeitpunktes der Aktion - in dieser Woche laufen die entscheidenden Verhandlungen um die Hütte in Rheinhausen - schon ein „Komplott zur Demontage des Betriebsrates“. In der Tat ist auffällig, daß die Ermittlungsbehörden - die davon wissen, daß der in der taz vom 9.4. dokumentierte Tonbandmitschnitt einer Reihe von Personen in NRW seit langem bekannt war - jetzt ausgerechnet bei den beiden, für den Kampf in Rheinhausen wohl wichtigsten Personen, das Band suchen. FAP–Demo verboten Die Duisburger Polizei hat am Mittwoch eine für den 1.Mai in Rheinhausen angemeldete Demonstration der rechtsradikalen FAP verboten. In Rheinhausen hieß es seit Wochen, die FAP wolle in dem Stadtteil am 1.Mai eine faschistische Gewerkschaft gründen. Vergeblich hatten sich die Rheinhausener und die örtliche GEW in den letzten Wochen bemüht, die für diesen Tag in Duisburg–Hamborn vorgesehene offizielle DGB–Kundgebung in ihren Stadtteil zu verlegen. Am Donnerstag war noch nicht klar, ob die FAP gerichtlich gegen das Verbot vorgehen will.