Herbert nach Berlin!

■ Streit um Karajans Reisen mit den Berliner Philharmonikern

Der Maestro meldet sich krank. Pünktlich zum E88–Eröffnungskonzert am vergangenen Sonntag. Ebenso pünktlich sitzt er zwei Tage später im Jet nach Osaka: gesund und munter. Karajan liebt die Japaner; die kaufen ihm so gern seine CDs und Musikvideos ab. Aber die Berliner lieben ihren Herbert. Sie wollen nicht immer nach Salzburg fahren für ihn. Und das war nun wirklich zuviel! Kultursenator Hassemer stampfte mit dem Fuß auf und kramte den Spiegel raus. Wie war das mit dem geplanten Abstecher nach Taiwan und den 600.000 DM der Taiwanesen von denen keiner weiß, wessen Bankkonto sie bereichert haben? Flugs setzte er sich mit Intendant Schäfer zusammen und ein Fernschreiben auf: An Peter Gelb, „Columbia Artists“: Wenn bei Taiwan schon gemauschelt wurde (Gelb hat bisher nichts dementiert) - wie stünde es denn mit den Verträgen für Japan und für die geplante USA–Reise im Herbst? Antwort: keine. Verträge rücken die Tourneemanager nicht raus. Das hat er nun davon, der Senator: Erst vergibt er Karajan als Fremdauftrag an die Amis und dann machen die, was sie wollen. „Mit Schmerzen“ hat er jetzt die USA–Tournee abgesagt; für Japan war es wohl zu spät. Jetzt will Hassemer des Maestros Berlin–Präsenz einklagen, gesteht aber: „Ich kann ihn nicht zwingen.“ Und ganz Berlin bangt, weil Herbert gedroht hat, nie wieder vor Ort zu dirigieren. Sicherheitshalber sollten die Fans ihren Herbst–Urlaub in Spanien buchen. Dorthin nämlich geht die Reise im Herbst: als USA–Tournee–Ersatz. chp