Rheinhausen unter Polizeikontrolle

■ FAP–Demo–Ankündigung mobilisiert antifaschistische Szene / Festnahmen von Gegendemonstranten / Zwei Maikundgebungen vor Tor 1 / Am Sonntag abend entscheidende Verhandlungen in Köln

Aus Rheinhausen W. Jakobs

Der 1. Mai stand am Sonntag in Rheinhausen ganz im Zeichen eines riesigen Polizeiaufgebotes. Alle Einfahrtstraßen waren abgeriegelt, fast alle auswärtigen Fahrzeuge wurden kontrolliert. Der massive Einsatz erfolgte, nachdem in der vergangenen Woche eine von der neofaschistischen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) angemeldete Demonstration in Rheinhausen von der Polizei verboten worden war. Nach Auskunft der Duisburger Polizei wurden an den Kontrollstellen mehrere Personen wegen der Mitführung „unerlaubter Gegenstände“ festgenommen. Alle Personen seien der Gruppe der Gegendemonstranten zuzurechnen. Von den FAPlern selbst ließ sich bis Redaktionsschluß niemand in Rheinhausen blicken. Nach Erkenntnissen der Polizei hatten sich ca. 40 von ihnen am Sonntag in Bottrop versammelt. Vor dem schon legendären Tor 1 der Krupp–Hütte herrschte dennoch ein ziemliches Durcheinander. Die Nachricht über den beabsichtigten FAP–Auftritt hatte ein bunte Szene von Anarchogruppen über ML–Parteien bis hin zu diversen türkischen Organisationen mobilisiert. Zudem hatten sich etwa 600 antifaschistische MotorradfahrerInnen nach Rheinhausen aufgemacht. Vor Tor 1 waren die Kruppianer an diesem Tag in der Minderheit. Weil der DGB die offizielle Mai–Kundgebung nach Duisburg– Hamborn gelegt hatte, waren viele Kruppianer lieber gleich zu Hause geblieben. Nach Hamborn wollten sie nicht - nur vier Busse konnten mit Mühe gefüllt werden -, und die von oppositionellen Stahlkochern unter Führung der MLPD durchgeführte Demonstration in Rheinhausen paßte ihnen auch nicht. Diejenigen aus dem Werk, die den Weg zur Kundgebung trotzdem gefunden hatten, gaben sich dafür um so entschlossener. „Noch haben wir unsere Trümpfe fest in der Hand. Wir haben nicht fünf Monate gekämpft, um uns von einer zeitlichen Streckung der Stillegung erschlagen zu lassen“, sagte etwa der IGM–Vertrauensmann Wolfgang Kolditz auch mit deutlicher Warnung an den Krupp–Betriebsrat, der sich am Sonntag abend um 18 Uhr erneut zu Verhandlungen mit den Stahlvorständen von Krupp und Mannesmann und Ministerpräsident Johannes Rau in Köln traf. Für Dienstag hat der Betriebsrat eine außerordentliche Belegschaftsversammlung einberufen. Das sonntägliche Treffen in Köln, so hieß es im Vorfeld, müsse die Entscheidung bringen. Entweder werde ein akzeptabler Kompromiß zustande kommen, oder die ganze Verhandlung platze.