An Cabora Bassa hängt Mosambiks Zukunft

■ Wenn Südafrika wieder Strom aus Mosambiks mächtigem Wasserkraftwerk beziehen will, muß das Militär bewogen werden, die Unterstützung der RENAMO einzustellen / Auch die Bundesrepublik ist wirtschaftlich an einer Annäherung interessiert

Aus Maputo Hans Brandt

Das große Gebäude an der Ecke Julius Nyerere Allee und Eduardo Mondlane Allee in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo wird von einem hohen Zaun geschützt. Zusätzlich sind alle Fenster mit dichten grünen Metallgittern gesichert. Die abweisende Front der südafrikanischen Handelsmission zeigt, daß Vertreter des Apartheid–Staates sich hier nicht ohne weiteres willkommen fühlen. Das vor kurzem fertiggestellte moderne Millionengebäude, größer als die meisten Botschaften in Maputo, ist dennoch Zeichen dafür, daß Südafrika mit einer dauerhaften Präsenz im schwarzafrikanischen Nachbarland rechnet. Tatsächlich scheinen sich die Beziehungen zwischen Mosambik und dem Apartheid–Staat zu verbessern. Letzte Woche flog Jacinto Veloso, Außenminister Mosambiks, zu einer Kurzvisite nach Südafrika, wo er Gespräche mit dem Staatspräsidenten Pieter W. Botha führte. Am gleichen Tag wurde auch ein überraschender Besucher aus Südafrika in Maputo begrüßt: Gavin Relly, Vorsitzender des südafrikanischen Bergbau–Multis Anglo American. Doch Diplomaten betonen, der wichtigste Test für Südafrikas politische Bereitschaft, mit Mosambik zusammenzuarbeiten, stehe noch bevor: in den Verhandlungen über das 2.000 Megawatt starke Cabora Bassa–Wasserkraftwerk in Mosambik. „Cabora Bassa ist der wichtigste Katalysator für eine Zusammenarbeit zwischen Südafrika und Mosambik“, räumt auch Ian McRae ein, der Geschäftsführer der südafrikanischen Strombehörde Escom. Seit 1985, als die von Südafrika ausgehaltenen rechten Rebellen der sogenannten „Mosambikanischen Nationalen Widerstandsbewegung“ (RENAMO) 522 Strommasten in Mosambik abmontierten, ist kein Strom mehr nach Südafrika geflossen. Dies läßt sich nur ändern, wenn die südafrikanische Regierung bereit ist, Unterstützern der RENAMO in ihren eigenen Reihen und sonstwo in Südafrika das Handwerk zu legen. „Südafrikas Sorge über seine Sicherheit ist am besten zu beruhigen, wenn es in den Nachbarländern investiert“, sagt dazu Roy Stacy, Stellvertreter des Afrika– Beauftragten der USA Chester Crocker. Sollten die Verhandlungen über Cabora Bassa erfolgreich sein, so Stacy, würde Südafrika demonstrieren, daß es bereit ist, „eine konstruktive Rolle als Regionalmacht zu spielen“. Auch die BRD hat durchaus ein Interesse am Erfolg dieser Verhandlungen: Deutsche Kredite, die zum Bau des Cabora Bassa– Kraftwerks an die damaligen portugiesischen Kolonialherren vergeben wurden, können nur durch Einnahmen aus dem Export des Stroms nach Südafrika getilgt werden. Und für eine geplante zweite Phase des Projekts, die zusätzlich 1.200 MW Strom liefern könnte, hat das SA–Grid Konsortium, zu dem auch Siemens gehört, schon eine feste Absichtserklärung der mosambikanischen Regierung in der Hand. Trilaterale Gespräche zwischen Südafrika, Mosambik und Portugal, das noch immer den größten Teil des Cabora Bassa–Konzerns HCB kontrolliert, wurden im November letzten Jahres aufgenommen. Detaillierte Pläne für die Wiederherstellung der Hochspannungsleitung und deren militärische Sicherung liegen vor. Mosambikanische Soldaten werden im Laufe der Renovierungsarbeiten für die Sicherheit der Leitung verantwortlich sein. „Doch ein Abkommen über Cabora Bassa vom Mai 1984 bestimmt, daß Südafrika und Mosambik gemeinsam für die Sicherheit verantwortlich sind“, fügt Jose Nicolau, Direktor der Cabora Bassa–Gruppe der mosambikanischen Strombehörde EDM hinzu. Deshalb sollen die mosambikanischen Soldaten von Südafrika mit nicht–tödlicher Militärausrüstung, darunter Lastwagen, Radios und Minensuchgeräten, versorgt werden. Später soll eine Vertriebsgesellschaft die Wartung und Sicherung der Leitung übernehmen. Diese Gesellschaft wird wohl aus einem Konsortium zwischen Lonrho und der portugiesisch–mosambikanischen Firma Entre Posto bestehen. Es bestehen allerdings noch Löcher in der Finanzierung. „Die noch intakten Teile der Leitung sind seit 1985 nicht gewartet worden“, sagt Nicolau. „Da müssen Zufahrtsstraßen neu geräumt, Isolatoren ersetzt werden.“ Hier wird noch ein Betrag von 11,8 Mio. Mark benötigt. Da könnte die BRD, wenn sie dem Rat von Franz–Josef Strauß folgt, mit Entwicklungshilfe einsteigen. Allerdings sagte Herbert Linhart, im BMZ für Afrika zuständig, gegenüber der taz, daß die Sicherheitslage den Einsatz deutscher Gelder nicht rechtfertige. Hier ist wohl eine politische Entscheidung gefragt, die zusätzlich den Druck auf Südafrika verstärken könnte, endlich gegen die RENAMO vorzugehen. Der Druck auf Südafrika ist ohnehin schon stark. Portugal fordert politische Ratifizierung der Rehabilitierungs– und Sicherheitsprogramme, bevor das für Ende Mai geplante abschließende trilaterale Treffen stattfindet. Für Südafrika steht Portugals Widerstand gegen Sanktionen in der EG auf dem Spiel, außerdem die Benutzung der Insel Madeira als Exportumweg zur Umgehung von Sanktionen. Zudem macht der Bericht des US–Außenministeriums über die Brutalitäten der RENAMO eine Unterstützung der RENAMO durch Teile des südafrikanischen Militärs politisch zunehmend unhaltbar. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob der Druck dazu führen wird, daß sich die diplomatischen und wirtschaftlichen Interessen Südafrikas an einem Erfolg der Cabora Bassa–Verhandlungen gegen den mächtigen Militärapparat des Landes durchsetzen können. Wenn das nicht klappt, werden andere Versuche der Zusammenarbeit mit Mosambik kaum erfolgreich sein können.