Todeskandidaten in Chile bedroht

■ Grüne: Bundesregierung muß sofort Visa ausstellen / Hinrichtung innerhalb von 48 Stunden möglich

Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Drei der 15 chilenischen Todeskandidaten befinden sich in unmittelbarer Lebensgefahr: Morgen wird über Jorge Palma Donoso, Hugo Marchant Moya und Carlos Araneda Miranda das Urteil in zweiter Instanz gesprochen. Wenn die drei, die als die am meisten gefährdeten Gefangenen gelten, zum Tode verurteilt werden, droht ihnen innerhalb von 48 Stunden die Hinrichtung. Die Grünen forderten gestern in Briefen an die Minister Zimmermann, Genscher und Blüm, den drei Chilenen sofort Visa auszustellen, um ihr Leben zu retten. Bisher hatte die Bundesregierung keinen „Handlungsbedarf“ gesehen, nachdem die Bundestagsmehrheit im Oktober 1987 den Todeskandidaten zwar im Prinzip, aber nicht sofort Asyl gewähren wollte. Die drei jetzt Betroffenen wurden durch öffentlichen Druck in der Vergangenheit bereits dreimal vor einem militärischen Standgericht gerettet. In einem anderen Fall aus der Gruppe der insgesamt 15 Chilenen wurde das Urteil in lebenslange Haft umgewandelt. Doch der Richter, der durch sein abweichendes Votum diesen Beschluß herbeigeführt hatte, ist an dem morgigen Verfahren nicht beteiligt.