Geschmacklose Mißbildung

■ Bayern zensiert „Allgemeine Verunsicherung“

München (taz) - Der Unterhaltungschef des Bayerischen Rundfunks (BR), Claus–Erich Bötzkes hat wieder einmal zugeschlagen. Der Song der österreichischen Gruppe „Erste Allgemeine Verunsicherung“ mit dem Titel „Burli, Burli, Burli“ darf nicht mehr gespielt werden, da er „peinlich und gemacklos“ sei. Grund: das Lied erzählt von den Mißbildungen eines Kindes nach einem Unfall in einem AKW. Dies sei keine Zensur, sondern eine ausschließlich redaktionelle Entscheidung, die von der Spitze des BR getragen werde, erklärte BR–Pressesprecher Ulrich Paasche. Boetzkes, der vor kurzer Zeit den neuen Udo Jürgens Song verbot, in dem der Papst wegen seiner Bevölkerungspolitik kritisiert wurde, wurde dann auch mächtig vom rechtskonservativen Münchner Merkur gelobt. Und was der Merkur–Schreiber auch schon wußte, ist, daß nämlich der Bürger diese Entscheidung „uneingeschränkt gut heißen“ und der „Blätterwald wieder von Zensur raunen wird“. Da wollen wir natürlich niemanden enttäuschen und flüstern unseren geneigten Lesern ins Ohr „Zensur, Zensur“, auch wenns sowas beim CSU–hörigen Sender überhaupt gar nie nicht gibt, oder? lui