Schlechte Karten

■ Dohnanyi und die alternativen Wohnprojekte

Alternative Wohnprojekte haben in Hamburg schlechte karten - vor allem, wenn sie noch nicht in die leerstehenden Häuser eingezogen sind. Ohne eigenes Zutun sind sie in die Schlagzeilen und in die große Politik geraten. Denn: Innerhalb des sozialliberalen Senates werden sie zunehmend von Regierungsmitgliedern aus der SPD als Wunderwaffe gegen den Ersten Bürgermeister eingesetzt. Mit aufgebrochenen Autos in St. Pauli und Rangeleien zwischen Punks und Polizisten ist in der Hansestadt derzeit gut Stimmung zu machen - und Politik. Dabei geht es um anderes als nur die Hafenstraße. Es sind zwei „Fehler“, die die Senatsmehrheit Dohnanyi anlastet. Zum einen die bunten Häuser am Elberand: Für den reaktionären SPD–Pöbel, im Senat mit mehreren Personen vertreten und die Bürgerschaftsfraktion beherrschend, ist es nach wie vor unannehmbar, daß Dohnanyi den früheren BesetzerInnen am Hafenrand ein Nutzungsrecht zugestanden hatte. Zum anderen stößt des Bürgermeisters Regierungsstil vielen bitter auf. „Staatsmann“ Dohnanyi zeigt seiner Senatsriege nur zu oft und nur zu deutlich, was er von ihr hält: bestenfalls Mittelmaß. Sein derzeitiges Verlangen nach stärkeren Machtbefugnissen ist vor diesem Hintergrund zu sehen, und die Intrigen gegen ihn ebenfalls. Es sieht fast so aus, als könnte das Dohnanyi letztlich zu Fall bringen. Und mit ihm jede Chance für alternative Wohnprojekte. Axel Kintzinger