Zinsbelastungen fressen Spenden auf

■ Die „Kritischen Aktionäre“ der Deutschen Bank gegen Entlastung des Vorstands / Auspressung der Dritten Welt und Unterstützung der Apartheid

Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Die „Kritischen Aktionäre“ der Deutschen Bank fordern in einem Antrag an die heute in Düsseldorf stattfindene Hauptversammlung der größten bundesdeutschen Bank, dem gesamten Vorstand die Entlastung zu verweigern. Die Deutsche Bank, so heißt es wörtlich, „hat den verschuldeten Ländern der Dritten Welt 1987 weder zeitlich noch finanziell ausreichend Luft verschafft. ...Die Schuldenkrise darf nicht einseitig auf dem Rücken von 800 Millionen hungernder Menschen ausgetragen werden. Die Deutsche Bank sei durch ihre Kreditpolitik an der entstandenen Verschuldung beteiligt und habe nicht zuletzt dadurch Gewinne erzielt“. Der Vorstand der Bundesbank versteht die ganze Kritik nicht. Die Bank habe, so heißt es in einer Stellungnahme, „an längerfristigen Umschuldungen sowie der Reduzierung von Zinslasten“ in den letzten Jahren „konstruktiv mitgewirkt“. Das gilt zumindest für die Rassisten am Kap der Guten Hoffnung. In einem weiteren Antrag wird das Mißtrauen gegenüber dem Bankvorstand mit dessen Geschäftspolitik in Südafrika begründet. Trotz wiederholter Proteste habe die Bank für das BothaRegime - im Gegensatz zu den anderen Schuldnerländern - „großzügige Umschuldungsbedingungen eingeräumt sowie weitere Kredite gewährt“.Die Behauptung der Bank auf dem evangelischen Kirchentag, Apartheid abzulehnen „bleibt dadurch un glaubwürdig. Durch Fortführung der Kreditvergabe an Südafrika nehmen Vorstand und Aufsichtsrat weitere Kundenverluste - zahlreiche kirchliche Institutionen befassen sich mit dieser Problematik - in Kauf und fügen dem Ansehen der Bank schweren Schaden zu“, schreibt die Antragsstellerin Hanneliese Appelrath. Bei der Vorstellung der Anträge wies Gisela Rubbert von Pax Christi darauf hin, daß ein Prozent der gesamten Zinsbelastung der Dritte Welt Länder dem Spendenaufkommen aller privaten und kirchlichen Organisationen in den OECD–Ländern entspreche. Jährlich müßten die armen Länder an die reichen Industriestaaten etwa 100 Mrd. US–Dollar Zinsen überweisen. Zu den „kritischen Aktionären“ der Deutschen Bank, die jetzt zum dritten Mal bei einer Hauptversammlung auftreten wollen, gehören etwa 40 Aktivisten aus kirchlichen und entwicklungspolitischen Aktionsgruppen. Zu fürchten brauchen die Banker deren Anträge allerdings nicht. Zwar entfielen im letzten Jahr etwa 13.000 Stimmen auf die Opposition, aber das macht gerade mal 0,04 Stimmenzahl aus. Daß sich die Mehrheit der Aktionäre angesichts des vor der Tagungshalle aufgebauten überlebensgroßen „Goldenen Kalbes“, mit dem „die Vergötzung des Gewinns und die Nichtbeachtung sozialer Aspekte“ symbolisiert werden soll, zu einem anderen Stimmverhalten entschließen könnte, brauchen die Herren ebenfalls nicht zu befürchten.Selbst der beabsichtigte Aufklärungseffekt über die Bankerkreise hinaus, steht dahin: Zur Pressekonferenz der „Kritischen“ am Dienstag waren ganze vier Journalisten erschienen. Da raucht der Schornstein