Heißer Kaffee

■ Sandinisten reagieren auf taz–interne Kaffee–Diskussion

Managua (taz) - Was im Innern der taz noch „kalter Kaffee“ war (“taz–intern“ vom 5.5.88), wird jetzt in Nicaragua heiß gekocht. Ein Teil der taz–Belegschaft in Berlin forderte die Umstellung des in der Wattstraßen–Kantine verwendeten nicaraguanischen Kaffees auf magenschonendere Sorten. Die Auseinandersetzung konzentrierte sich dann auf die zentrale Frage: Ist das persönliche Wohlbefinden wichtiger als die internationale Solidarität? Die aufmerksamste aller Agenturen, dpa, transportierte die Meldung in die große weite Welt und sorgte für nervöse Reaktionen in Nicaragua. La Prensa, Zentralorgan der Rechtsopposition in Nicaragua, der keine Meldung zu albern ist, wenn sie geeignet erscheint, den Sandinisten eins auszuwischen, hatte den Skandal entdeckt. „Was ist denn mit dem Kaffee los? Die Deutschen beklagen sich.“ Irritiert fordert kein Geringerer als Armando Jarquin, Direktor der staatlichen Kaffeevermarktungsgesellschaft ENCAFE Auskunft vom Verantwortlichen für Außenbeziehungen der Kaffeeregion Matagalpa, Carlos Arguello. Die Diskussion in der Wattstraße erhielt wirtschaftliches Gewicht. Denn die BRD ist der größte Einzelkunde nicaraguanischer Bohnen. taz–Korrespondent Ralf Leonhard wurde zu einem „Klärungsgespräch“ ins ENCAFE– Büro bestellt. Eigens geladen war auch der Fachmann für Qualitätskontrolle, der vor jeder Verschiffung noch Stichproben zieht. Aus der BRD hätten sie bislang noch nie Klagen gehört. Keiner kann verstehen, wie die ungeheuerliche Anschuldigung gegen den Nica–Kaffee entstehen konnte. Besonders übel aufgestoßen war die Bemerkung aus dem „taz–intern“: „Das haben wir gern, die Welt verbessern, aber nicht mal akzeptablen Kaffee hinkriegen.“ Carlos Arguello mault: „Wir können die Kaffeequalität nicht für oder gegen die Revolution verändern.“ Persönlich hält er nicht viel von Kaffee und verwendet ihn eher als Abführmittel. rl/bg