UdSSR: Neue Ökogruppe

■ Unabhängige Leningrader Ökologen planen für Anfang Juni einen Kongreß zum Schutz der Ostsee

Berlin (taz) - Offenbar unter dem Eindruck der Reformpolitik Gorbatschows bilden sich in der Sowjetunion lokal und regional unabhängige Initiativen zum Schutz der Umwelt. Eine Gruppe Leningrader Umweltschützer hat jetzt einen Appell zum Schutz der Ostsee veröffentlicht, der sich an die BürgerInnen in den an die Ostsee grenzenden Sowjetrepubliken und in den anderen sieben Anrainerstaaten der Ostsee wendet. In dem Appell, der der taz vorliegt, werden „alle, die nicht wollen, daß unser Meer zu einer Quelle von Krankheit und Tod wird“, für den 4./5. Juni zu einem internationalen Kongreß nach Leningrad eingeladen. Während des Kongresses soll eine unabhängige internationale Kommission gegründet und ein freiwilliger Fonds zum Schutz der Ostsee gebildet werden. Als Ziele der geplanten unabhängigen Organisation, die ausdrücklich mit der offiziellen Ostsee– Konferenz der Anrainerstaaten Kontakt halten soll, werden genannt: Die „öffentliche Kontrolle des Zustands der Ostsee und ihrer Häfen“, die ökologische Erforschung der Ostsee sowie die Veröffentlichung eines regelmäßig erscheinenden „ökologischen Bulletins“. Außerdem sollen in allen Anrainerstaaten örtliche Kontroll– und unabhängige Expertengruppen gebildet werden, die die Auswirkungen industrieller und landwirtschaftlicher Projekte auf den Meereszustand bewerten. Die Initiatoren hoffen, so den Druck auf die Regierungen aller Anrainerstaaten zur Erhaltung der Ostsee verstärken zu können. Zu dem geplanten Kongreß haben die Initiatoren nach Informationen der taz unabhängige sowjetische Wissenschaftler und ökologisch Interessierte eingeladen. gero