„Porto–Weltmeister“ Bundesrepublik

■ Bundespost erhöht im nächsten Jahr Gebühren im „Gelben Bereich“ der Post / Briefe, Päckchen und Pakeete werden teurer, Ferngespräche billiger / SPD sagt Ruin der Postfinanzen und weitere Erhöhungen voraus

Berlin (afp/taz) - Der „Brotpreis des kleinen Mannes“, sagte Bundespostminister Schwarz– Schilling (CDU), sei schließlich „nicht die Paket–, Päckchen– und Briefgebühr, sondern das Telefon“. Deshalb werden, wie am Mittwoch bekannt wurde, im kommenden Jahr Briefe, Päckchen und Pakete teurer, Ferngespräche aber schrittweise billiger. „Sozial ausgewogen“ sind die umfangreichen Gebührenänderungen nach Ansicht des Minsters, weil nur 18 den Brief– Päckchen und Paketdienst nutze. Die Wirtschaft hingegen ist bei diesem Dienst mit 82 Schwarz–Schilling begründete seine Maßnahme mit dem bedauerlichen Defizit der „gelben Post“. Die wesentlichen vom Postminst6er am Donnerstag veröffentlichten Gebührenänderungen, denen der Postverwaltungsrat am 1 Juli noch zustimmen muß, sind folgende: „Gelbe Post“ (ab 1. März 1989). - Standardbrief 1.00 Mark (bisher 0,80) - Schwere Briefe bis 50 Gramm 1,70 Mark (bisher 1,30) - Standarddrucksache 0,60 Mark (bisher 0,50) - Postkarte unverändert Päckchen 3,50 Mark (bisher 3,00) - Standardpakete 5,20 Mark (bisher 4,40). Postbank (ab 1. März 1989) - Postanweisung bis 100 Mark 6,80 Mark (bisher 5,00) - Zahlkarte über 10 Mark 2,00 Mark (bisher 1,50) - Höhere Kontoführungsgebühren. Telefon (neue Gebührenregelung in drei Schritten ab 1.April 1989 kann man für eine Einheit (0,23 Mark) in der Fernzone 1 (20–50 Kilometer) 60 Sekunden (statt 45), telefonieren. In den Zeiten des Billigtarifs wird der Zeittakt je Gesprächseinheit von 67,5 auf 120 Sekunden erhöht. Ab 1.April 1990 wird der Zeittakt für Gespräche über 100 Kilometer (Fernzone 3) von zwölf auf 18 Sekunden verlängert. Zugleich kostet ein Gespräch in der Telefonzelle 0,30 statt 0,20 Mark. Im dritten Schritt sind weitere Gebührensenkungen für alle Ferngesrpräche über 50 Kilometer Distanz geplant. Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für das Post– und Fernmeldewesen, Peter Paterna (SPD), findet die geplanten Gebührenänderungen „volkswirtschaftlich unverantwortlich und unzumutbar für den Bürger“. Schon 1990 sieht Paterna die Post am Rande des Ruins. Das Ergebnis werde eine Schwächung der Finanzkraft der Post sein und damit die nächste Gebührenerhöhung unausweichlich. bam