Gorleben–Unglück war vorhersehbar

■ Grüne überzeugt, daß genügend Hinweise auf Gefahren in Gorlebener Endlagerschacht vorhanden waren

Aus Hannover Jürgen Voges

Das Unglück im Gorlebener Endlagerschicht im Mai vergangenen Jahres, bei dem ein Bergmann getötet und fünf weitere verletzt wurden, war vorhersehbar und vermeidbar. Dies hat sich zumindest für die Grünen durch eine zweitägige Anhörung des niedersächsischen Landtages zum Schachtunglück und zur Eignung des Endlagers bestätigt. Nach Auffasung des Grünen Abgeordeneten Hannes Kempmann hat die Anhörung von Experten, der Betreiber, und der Aufsichtsbehörden gezeigt, daß die am Schachtbau beteiligten Firmen „wissenschaftliche Erkenntnisse durch bergmännische Erfahrung ersetzt haben“. Schon für die Planung des Frostmantels um den im Gefrierverfahren gebauten Schacht hätten die erforderlichen geowissenschaftlichen Daten gefehlt. So hätten aus der Unglückszone, in der der stabilisierende Frostmantel schließlich nachgegeben habe, keine Bodenproben (Bohrkerne) zur Verfügung gestanden, nach denen man den Frostkörper um den Schacht hätte planen können, sagte der Grüne Abgeordnete. Der Umweltpolitische Sprecher der SPD–Landtagsfraktion, Uwe Bartels, sagte nach der Anhörung, es habe aufgrund mehrere Gutachten genügend Hinweise auf die Gefahren gegeben, die beim Schachtbau in der späteren Unglückszone dem „tertiären Ton“ drohten. Dennoch hätten die Schachtbauer auf weitere Untersuchungen verzichtet. Sowohl Grüne als auch die SPD verlangten als Konsequenz der Anhörung, den endgültigen Abbruch der Arbeiten am Gorlebener Endlager, ohne allerdings einem direkten Zusammenhang zwischen dem Schachtunglück und den geologischen Verhältnissen herzustellen, die Gorleben als Endlager ungeeignet machen. „Die gleichen Personen, die uns beim Endlager 100.000 Jahre Sicherheit versprochen haben“, so sagte der Abgeordnete Kempmann, „haben schon beim Schachtbau kläglich versagt.“