Israel will Hizbollah aus Südlibanon vertreiben

■ Israelische Kommentare schließen weitere Vorstöße weiter nach Norden nicht aus / Versteckte Ermunterung an Syrien, in Beirut und im Bekaa–Tal gegen die Hizbollah vorzugehen? / Anhaltende Luftangriffe auf Flüchtlingslager bei Sidai

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Nach der israelischen Militäroperation nördlich der „Sicherheitszone“ im Libanon von Mittwoch und Donnerstag hieß es aus israelischen Quellen, daß „jedes Dorf, das zu einem befestigten Ziel geworden ist, zerstört wird“. Hochrangige Militärs fügten hinzu, die Aktion solle den Terroristen zur Lehre dienen, daß „sie radikal bekämpft werden, wenn sie weiter gegen Israel vorgehen“. Am Mittwoch waren in neunstündigen Gefechten mindestens 40 Kämpfer des Islamischen Widerstands getötet worden, einer Koalition der Hizbollah (Partei Gottes) und anderer Schiitengruppen. Zum dritten Mal innerhalb 24 Stunden haben israelische Kampfflugzeuge am Donnerstag den Ort Luwaiseh im Süden Libanons bombardiert, der der pro–iranischen Schiiten–Miliz Hizbollah als Stützpunkt dient. Wie aus Sicherheitskreisen in Mardschajun weiter verlautete, stießen auch etwa 500 Angehörige der mit Israel verbündeten Südlibanesischen Armee (SLA) erneut auf das Dorf außerhalb der von Israel beanspruchten Sicherheitszone vor. Am Abend hatten israelische Kampfhubschrauber das Palästinenser–Flüchtlingslager Ain el Hilweh bei Sidai angegriffen. Dabei wurde eine Person getötet. Drei Menschen wurden verletzt. Diese Angriffe wurden am Donnerstag morgen fortgesetzt und auf das Lager Miyeh Miyeh ausgeweitete. Aus Kreisen des israelischen Militärs wurde dem Stabschef Dan Shomron widersprochen, der ausländischen Journalisten in Jerusalem gesagt hatte, die Operation nördlich der „Sicherheitszone“ sei nur von südlibanesischen Truppen (israelischen Söldnertruppen) und lediglich mit israelischer Artillerie– und Luftunterstützung durchgeführt worden. In Wirklichkeit war es eine hauptsächlich israelische Militäroperation, der sich südlibanesische Truppen zu einem späteren Zeitpunkt anschlossen. In Widerspruch zum Stabschef beschrieb General Jossi Peled, Oberbefehlshaber an der Nordfront, die Operation als „eine wichtige Initiative größeren Ausmaßes jenseits der Sicherheitszone“. In einem Radio–Interview sagte er am Mittwoch, er sei davon überzeugt, daß Syrien einen Angriff auf Israel vorbereite. Zeev Schiff, Kommentator der Haarez, stellt fest, daß „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ diese Operation keinen offenen Krieg Israels gegen die Hizbollah bedeute. „Aber Israels Botschaft an die Hizbollah lautet, daß Israel nicht zögern wird, auch noch weiter nördlich der südlibanesischen Sicherheitszone zu agieren, wenn dort feindliche Militärbefestigungen installiert werden. Ob Israel gezwungen wird, tiefer in den Libanon vorzudringen, wird weitgehend von der Hizbollah abhängen.“ Europäischen Beobachtern zufolge ist dies vielleicht als Ermutigung für Syrien gemeint, jetzt militärisch gegen die Hizbollah in Beirut und im Bekaa–Tal vorzugehen - wenn Damaskus vermeiden will, daß Israel weiterhin und tiefer in den Libanon vorstößt, wo ein Zusammenstoß mit syrischen Truppen nicht ausgeschlossen werden kann.