Senden, nicht reden

■ Zwei Jahre Privatfunk: Medienwissenschaftler blieben unter sich bei der August-Bebel-Tagung

Senden, nicht reden

Zwei Jahre Privatfunk: Medienwissenschaftler blieben unter sich bei der August-Bebel-Tagung

Die Sozialdemokratie hatte gerufen Kommunikationswissenschaftler waren gekommen. Das Thema der Medien-Tagung des „August-Bebel-Instituts“ (ABI) am Samstag in der Akademie der Künste war unfreiwillig programmatisch: „Viele Neue - Wenig Neues? Was bieten Presse, Funk und Fernsehen zwei Jahre nach der Öffnung des Berliner Medienmarktes für private Anbieter?“ Denn mit wenig neuem konnten die Referenten aufwarten.

Das SPD-nahe Institut hatte es nicht geschafft, kontroverse Diskutanten einzuladen. Ausdruck des Dilemmas der SPD -Medienpolitik oder eher einer allgemeinen Resignation in der Stadt? Vertreter der privaten Anbieter waren nicht dabei - sie wollen nicht mehr diskutieren, sie wollen HörerInnen in Form von Einschaltquoten an die Werbewirtschaft verkaufen.

So stellten dann auch die meisten althergebrachte Thesen vor. Neu waren nur einige aktuelle Forschungsergebnisse über die Berliner Medien. Anhand einer vergleichenden Analyse der Berliner Hörfunknachrichten konstatierte Günter Bentele von der FU eine „Überraschende Homogenität“ bei den Themen.

Die stärksten Unterschiede fänden sich in der formalen Präsentation: „Können nicht gerade die Verpackungsunterschiede nicht auch zu einer anderen Bewertung der Informationen führen?“ Interessantes Nebenergebnis der Untersuchung: Der RIAS berichtete in der untersuchten Aprilwoche in seinen Nachrichten am wenigsten über die DDR. (RIAS 2,2%; SFB1 5,8%; Radio 100,6 7,8% und Radio in Berlin 4,4%) Da drängte sich im Zusammenhang mit den RIAS-Fernsehplänen geradezu die Frage nach dem Programmauftrag dieses staatlichen Senders auf.

Kritik am RIAS übte auch SPD-Rundfunkrat Dieter Huhn. Die Klage des 'Tagesspiegel‘ gegen die Fernsehpläne des Senders bezeichnete er als aussichtslos: „Vor den Gerichten wurde und wird die Zukunft dieser Stadt nicht entschieden.“

In eloquenten Worten verbreitete er Pessimismus: „Die Medienzukunft dieser Stadt wird ausfallen, wie die West -Berliner es wünschen, deshalb wird sie furchtbar sein.“ Schluß, niemand hatte dazu etwas zu sagen.Ingo Lamberty