OAU-Gipfel draußen vor der Tür Der am Samstag in Addis Abeba beendete pan-afrikanische Gipfel war vom tschadisch-libyschen Konflikt und der Situation im südlichen Afrika beherrscht / Industrieländer blieben ungeschoren

OAU-Gipfel draußen vor der Tür

Der am Samstag in Addis Abeba beendete pan-afrikanische

Gipfel war vom tschadisch-libyschen Konflikt und der

Situation im südlichen Afrika beherrscht / Industrieländer blieben ungeschoren

Aus Addis Abeba Knut Pedersen

Beim pan-afrikanischen Gipfel in Addis Abeba wollte Afrika dieses Mal „vor der eigenen Tür kehren“, statt rituelle Verdammungen gegen Industrieländer auszusprechen, die mit Südafrika kollaborieren.

Großbritannien, die Bundesrepublik und Japan kamen ungeschoren davon, während den Komoren, Seychellen, Mauritius und Äquatorial-Guinea „Handelsbeziehungen“ oder auch nur „vermutliche Kontakte“ mit dem Apartheidsregime vorgehalten wurden. Kein Wunder, wenn kaum jemand die schuldhaften Kleinstaaten auf der Landkarte findet. Die großen Namen fehlen - aus opportunistischem Zufall. Von den Frontlinienstaaten ganz abgesehen, handeln zahlreiche Länder Schwarzafrikas mit dem ansonsten verdammten „Rassistenregime“: südafrikanische Steaks, Früchte und sonstige Güter werden zur ungetrübten Freude des Konsumenten in Kinshasa, Libreville, Nairobi und Abidjan eingeführt. Hätte man dann nicht besser auch die Kleinen verschwiegen, wenn schon von Zaire, dem Gabun, Kenia und der Elfenbeinküste nicht die Rede ist?

Unter dem Zwang einer Entwicklung, die der pan -afrikanischen Organisation mehr und mehr aus den Händen gleitet, hat sich die OAU im südlichen Afrika um mehr Wirklichkeitssinn bemüht: die zwanghafte Verurteilung der amerikanischen Vermittlungsbemühungen ist einer nuancierteren Einschätzung gewichen. Zum einen will Afrika seinen Standpunkt mehr und besser als zuvor in der amerikanischen Öffentlichkeit vertreten. Zum anderen haben die afrikanischen Staatschefs eingestanden, daß es bei allem Mißtrauen gegenüber Südafrika für Angola notwendig ist, sich an den Verhandlungstisch zu setzen - und sei es nur, um Zeit zum Verschnaufen zu gewinnen. „Wenn wir Luanda schon keine ausreichende materielle Hilfe geben, dann müssen wir auch die guten Ratschläge für uns behalten“, erklärte ohne Umschweif Ghanas Präsident Jerry Rawlings.

Guten Rat fanden die afrikanischen Häupter hingegen im dornigen Streit um den Aouzou-Grenzstreifen zwischen Libyen und dem Tschad. Khadafi will sich nämlich fortan selbst im Falle eines neuerlichen Bürgerkrieges aller Einmischung enthalten. Und zum großen Wort gesellt sich zumindest die kleine Tat: die tschadischen Kriegsgefangenen sollen ohne Vorbedingungen freigelassen werden. Die OAU-Konferenz nahm Oberst Khadafi beim Wort: seine Anerkennung des Habre -Regimes im Tschad wurde bei allem Zweifel laut genug beklatscht, um zu verhindern, daß der launenhafte Führer der libyschen Revolution einen Rückzieher macht. Ein baldiges Treffen zwischen Khadafi und dem tschadischen Präsidenten Hissein Habre soll der „Friedensdynamik“ endgültig zum Durchbruch verhelfen.

Das Wesentliche pan-afrikanischer Konferenzen wird in den Gängen verhandelt. So regelte Ähtiopiens Premier Mengistu Haile Mariam seine Probleme mit den Nachbarn Somalien und Sudan, um in Erithrea und im Tigre freie Hand für die „militärische Endlösung“ zu haben. Im Sahara-Konflikt dagegen ist endgültiges „noch lange nicht in Sicht“. Mohammed Abdelazzis, der Präsident der „arabisch -sahaurischen demokratischen Republik“, gab diese Einschätzung nach zahlreichen Unterredungen, unter anderem mit UN-Generalsekretär Perez de Cuellar. Stein des Anstoßes bleiben nach wie vor die Bedingungen eines „fairen und freien Referendums“ in der weitgehend von Marokko kontrollierten Wüste. Auf die Frage, ob die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Marokko und der Polisario-Schutzmacht Algerien den Konflikt nicht in den vergessenen Hinterhof des Maghreb drängt, antwortet Abdel Azziz mit festem Nein. Aber das Argument für seine Überzeugung blieb er schuldig.