ELTERNMÖRDER

■ Victor oder die Kinder an der Macht in der Inszenierung der Studiobühne der FU

ELTERNMÖRDER

„Victor oder die Kinder an der Macht“ in der Inszenierung

der Studiobühne der FU

In der Akademie der Künste feierte nicht nur die Neugründung der Studiobühne ihre Premiere, sondern auch „Victor“ seinen zehnten Geburtstag. Neun Jahre also ist er alt geworden, und in dem Stück des Surrealisten Roger Vitrac verarbeitete dieser wohl oder/und übel seine eigene Kindheit.

Victor ist einer dieser hinreißenden Geschöpfe, die frühreif ihren Geburtstag zum Anlaß nehmen, um seine Eltern in den verdienten Wahnsinn zu treiben.

Der Vater nämlich ist dabei erwischt worden, mit der Frau eines befreundeten Ehepaars Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, was für Kinder Grund genug sein kann, den Eltern die Hölle heiß zu machen.

Aber der kleine Victor ist auch ansonsten ein Ekelpaket, das es mit seinen neun Jahren gelernt hat, hinter der Fassade des netten kleinen Jungen von nebenan Intrigen zu spinnen, weil ihm doch keiner glaubt, daß er etwas Unrechtes tun könnte.

Er kann der Haushälterin unterschieben, daß sie die Vase zerbrochen hat, er kann das Nachbarskind denunzieren und es sich erlauben, einen Geburtstagsgast vor allen Augen bloßzustellen. Er hat die Fäden der Macht in seine Hände genommen, weil die Erwachsenen in ihren Konventionen so verstrickt sind, daß ihnen zum bösen Schluß nur übrigbleibt, sich ihres Lebens zu entäußern.

Was diese Inszenierung aber sehenswert macht, ist die wirkungsvolle und dennoch spärliche Ausstattung der Bühne, die mit einem perspektivischen Dreieck das Augenmerk konzentriert auf das zerbrochene Porzellan der bürgerlichen Familie. Daß die Darstellung eines neunjährigen Jungen nicht die leichteste aller Übungen im Bühnenhandwerk ist, macht diesen Versuch zumindestens sympathisch, wenn es auch bei einem gestelzten Versuch bleibt. Der betrogene Ehemann, auch Hahnrei genannt, erweist sich als Rolle, die noch am leichtesten schauspielerisch zu bewältigen ist, während die anderen mehr damit beschäftigt sind, ihre todkomischen Texte zu bewältigen anstatt sie zu spielerisch zu beleben.Qpferdach