Paris untersucht Tod der drei Kanaken

■ Frankreichs neuer Verteidigungsminister will Umstände der militärischen Befreiungsaktion auf Neukaledonien untersuchen lassen / Geheimer Bericht dokumentiert Ausschreitungen

Paris untersucht Tod der drei Kanaken

Frankreichs neuer Verteidigungsminister will Umstände der

militärischen Befreiungsaktion auf Neukaledonien untersuchen lassen / Geheimer Bericht dokumentiert Ausschreitungen

Aus Paris Georg Blume

Jean-Pierre Chevenement, Frankreichs neuer Verteidigungsminister hat ein schweres Erbe angetreten. Mit größter Mühe versucht er in der Staatsaffäre um die gewaltsame Geiselbefreiung auf Neukaledonien nicht in die Falle zu treten, über die sein Vorgänger Hernu während der Greenpeace-Affäre stolperte. Hinsichtlich der ungeklärten Umstände, in der Kanakenführer Alphonse Dianou und zwei seiner Kollegen nach der militärischen Befreiungsaktion verstarben, will Chevenement nunmehr zumindest sein Bemühen unter Beweis stellen, für Aufklärung zu sorgen. Das französische Justizministerium konnte deshalb noch am Montag abend die Aufnahme eines Untersuchungsverfahrens wegen Totschlags und unterlassener Hilfeleistung ankündigen. Chevenement hatte zuvor erstmals zugegeben, auf Neukaledonien seien „Taten“ begangen worden, „die der militärischen Ehre abträglich sind“. Chevenement lag ein Bericht vor, der die Ausschreitungen der französischen Armee auf Neukaledonien offenbar im Detail beschreibt. Der Bericht ist jedoch nur für den Verteidigungsminister und nicht für die Justiz zugänglich. Jetzt können Monate vergehen, bevor der noch zu ernennende Untersuchungsrichter mit seinen Ermittlungen beginnt. Die Hürden für ein solches Verfahren sind zahlreich. Zudem sind gerichtliche Ermittlungen innerhalb der Armee traditionell wenig erfolgversprechend.

Währenddessen verweigern die in Paris festgehaltenen kanakischen Häftlinge jede Aussage in dem gegen sie eingeleiteten Untersuchungsverfahren. Ihre Anwälte verlangen, daß die Ermittlungen gegen ihre Klienten und in der Armee getrennt erfolgen sollen. Weiterhin seien zahlreiche Beweisstücke, wie etwa der medizinische Untersuchungsbericht über die getöteten Kanaken, bei dem Verfahren nicht berücksichtigt worden.