Ein Denkmal für die Deserteure der NS-Zeit

■ Römer-Grüne und Gerhard Zwerenz wollen den Aufstand des Gewissens in Stein meißeln lassen / Standort soll der republikanische Paulsplatz werden / Deserteurs-Denkmal als Pädagogische Nachhilfe

Ein Denkmal für die Deserteure der NS-Zeit

Römer-Grüne und Gerhard Zwerenz wollen den „Aufstand des

Gewissens“ in Stein meißeln lassen /

Standort soll der republikanische Paulsplatz werden /

Deserteurs-Denkmal als „Pädagogische Nachhilfe“

Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Rund 250.000 Soldaten der reichsdeutschen Wehrmacht haben während des II.Weltkrieges den Karabiner 138 K - den „Judentöter“ (Gerhard Zwerenz/Schriftsteller) weggeworfen und sind aus der Hitlerarmee desertiert. 50.000 zwangsrekrutierte Soldaten haben diese „Fahnenflucht“ mit dem Leben bezahlt. Sie wurden entweder von den NS -„Volksgerichtshöfen“ zum Tode durch das Schlachtbeil verurteilt oder - besonders in den letzten Kriegsjahren von Offizieren 'im Felde‘ erschossen. Und die „Fahnentreulinge“ (Zwerenz) gelten auch heute, in der zweiten Republik, noch als Helden.

Dem unorganisierten „Aufstand des Gewissens“ (Zwerenz) gegen die Machenschaften einer verbrecherischen Armee und ihrer verbrecherischen politischen Führung wollen die Grünen im Frankfurter Römer, der Frankfurter Schriftsteller Gerhard Zwerenz und der Vertreter des Bundesverbandes der Bildenden Künstler, Ernst Slutzki, jetzt ein Denkmal setzen. Nach den Vorstellungen der Initiatoren der Kampagne soll dieses „Denkmal des Deserteurs“ den Paulsplatz zieren, in dessen Paulskirche das erste frei gewählte deutsche Parlament vom März 1848 bis zum Sieg der Konterrevolution 1849 residierte.

Gerhard Zwerenz („Ich war selbst Deserteur“) zeigte gestern auf einer Pressekonferenz der Römer-Grünen Paralellen in der Behandlung von Deserteuren zwischen faschistischer Wehrmacht und gegenwärtiger Bundeswehr auf. Zwerenz: „Auch für die Bundeswehr sind Deserteure noch immer Kriminelle und Vaterlandsverräter.“ Und in „fast jeder zweiten Bundeswehrkaserne“ würden Rudimente der faschistischen Wehrmacht verherrlicht.

Als „beschämend“ für ein demokratisches Land und „bezeichnend“ für den Zustand der Bundeswehr bezeichnete es Zwerenz, daß ein hoher Offizier der Bundeswehr dem Ex -Bundesverteidigungsminister Wörner(CDU) zum Abschied aus dem Amt eben diesen Karabiner 138 K, den „Judentöter“, überreichte und sich Wörner über dieses Geschenk auch noch gefreut haben soll.

Die Errichtung des „Denkmals des Deserteurs“ müsse deshalb als ein Akt der „pädagogischen Nachhilfe“ begriffen werden, für die Bundeswehr und für die ganze Republik. Wie Lutz Sikorski für die Römer-Grünen erklärte, ist der Antrag auf Errichtung des Denkmals, das in einem offenen Künstlerwettbewerb gestalterisch konzipiert werden soll, gestern dem Magistrat der Stadt übergeben worden. Sikorski: „Wir sind gespannt, wie die CDU und Oberbürgermeister Brück auf diesen Antrag reagieren werden.“