Androgyn soll sie sein, aber "süß"

■ Befragung ermittelte Vorstellungen und Wünsche von StudentInnen an die ideale Partnerschaft / Noch immer lassen Männer lieber lieben / Die Traumfrau ist androgyn und mutig, trotzdem weich und sexy

Androgyn soll sie sein, aber „süß“

Befragung ermittelte Vorstellungen und Wünsche von

StudentInnen an die ideale Partnerschaft / Noch immer lassen Männer lieber lieben / Die Traumfrau ist androgyn und mutig, trotzdem „weich“ und „sexy“

Wie stellen sich die Berliner StudentInnen ihre Idealpartner und die ideale Partnerschaft vor? Was ist dran an der These der androgynen Revolution? Im Rahmen der neuen Vortragsreihe ZE Frauenstudien und Frauenforschung „Berliner WissenschaftlerInnen stellen sich vor“, referierte die Psychologin Monika Sieverding (FU) erste Ergebnisse einer 1987 in Berlin durchgeführten Befragung von 194 akademisch vorgebildeten Männern und Frauen. Die meisten der Befragten waren noch StudentInnen. Ihr Durchschnittsalter lag bei 24 Jahren.

Damit wurde für die Untersuchung eine Bevölkerungsgruppe ausgewählt, in der, laut Sieverding, „am ehesten neue Partnerschaftsmodelle ausprobiert werden“. Die androgyne Revolution, die Angleichung der als „männlich“ bzw. „weiblich“ definierten Eigenschaften, ihre Zuordnung zu den Geschlechtern und Umsetzung innerhalb der Partnerschaft müßte sich also zuerst in dieser Gruppe nachweisen lassen.

Die Untersuchungsergebnisse weisen tatsächlich insgesamt auf eine Annäherung der Partnerschaftsvorstellungen von Mann und Frau hin. Innerhalb der Partnerschaft wünschen sich beide Geschlechter stärker als früher vor allem „weibliche“, expressive Qualitäten wie Zärtlichkeit und Geborgenheit. Bei den Frauen sind diese Wünsche allerdings immer noch stärker ausgeprägt. Es heißt also weiterhin: „Männer lassen lieben“.

Geändert hat sich vor allem das männliche Bild von der Idealpartnerin. Wünschte Mann sich früher - etwa in den 60er und 70er Jahren - vor allem ein zärtliches (und erotisches) Hausmütterchen (Wo hat Sieverding denn diesen Blödsinn her? Ich glaube, das trifft eher auf die heutigen Studis zu d.S.), soll die Partnerin der 80er Jahre auch „männliche“ Eigenschaften haben. Die Befragten gaben „mutig“ und „initiativeergreifend“ als wichtigste Eigenschaften an, jedoch mit entscheidenen Einschränkungen: „Männer wünschen sich eine androgyne Frau, aber feminin sollte sie trotzdem sein, und auf keinen Fall zu maskulin“, erklärte Sieverding.

Die Idealpartnerin soll nämlich gleichzeitig mindestens ebenso „weich“, „charmant“, „sexy“ und „süß“ sein, so daß sich insgesamt ein widersprüchliches Bild ergibt. Will die Frau den Erwartungen des Mannes gerecht werden, muß sie einerseits der traditionell femininen Rolle entsprechen und gleichzeitig die moderne Rolle verkörpern, sie soll nach Sieverding gleichzeitig „intellektuell, Liebchen und Aushängeschild des Mannes“ sein. Die Widersprüchlichkeit der Erwartungen wird in Aussagen wie folgenden deutlich: „Sie könnte attraktiver sein“, sagt ein 23jähriger Student über seine Freundin, und fordert gleichzeitig: „Und selbstbewußter!“

Deutlich wurde innerhalb der Befragung, daß Männer dem Aussehen ihrer Partnerin immer noch mehr Bedeutung zugemessen als umgekehrt. In bezug auf den Idealpartner haben sich die Wünsche der Frauen nicht sehr geändert, deutlich jedoch die Eigenvorstellungen. Traditionell „männliche“ beziehungsweise instrumentelle Eigenschaften wurden höher als früher bewertet. Die befragten Frauen gaben an, daß ihnen Beruf, Erfolg und Unabhängigkeit sehr wichtig seien. Direkten Niederschlag findet die neue Selbsteinschätzung der Frauen in der Frage des Heiratswunsches. Jede dritte Frau, aber nur jeder sechste Mann gab an, später nicht heiraten zu wollen.

Bei der Betrachtung der Untersuchungsergebnisse müsse allerdings, schränkte Sieverding ein, das niedrige Alter der Befragten und der StudentInnenstatus berücksichtigt werden. Während der Studienzeit ließen sich egalitäre Partnerschaftsvorstellungen eher realisieren, da Fragen der Familiengründung etc. in der Regel noch nicht aktuell seien. -guth