Integration einfordern

■ Der seit März fällige Bericht der Schulsenatorin über die Weiterentwicklung der Integrationsschulen für behinderte Kinderliegt immer noch nicht vor

Integration einfordern

Der seit März fällige Bericht der Schulsenatorin über die

Weiterentwicklung der Integrationsschulen für behinderte

Kinderliegt immer noch nicht vor

Der Bedarf besteht, die gemachten Erfahrungen sind gut, aber die Rahmenbedingungen, in denen die Schulsenatorin die Integration behinderter Kinder fortsetzen will, berücksichtigen die Erfolge viel zu wenig. So faßte Hans -Jürgen Kuhl, AL-Vertreter im Schulausschuß des Abgeordnetenhauses, eine Diskussion zusammen, in der am Dienstag abend knapp 30 Eltern und Erzieher über die Möglichkeiten und Grenzen des gemeinsamen Aufwachsen von behinderten und nicht-behinderten Kindern am Beispiel des Bezirks Steglitz sprachen.

Wenn die personelle Ausstattung dem Senatsmodell entspricht, läßt sich Integration zum Vorteil aller beteiligten Kinder praktizieren. Das bestätigten sowohl der Leiter der KiTa am Steglitzer Hindenburg-Damm wie auch der Sonderschul-Pädagoge Rudnik, Lehrer an der Rothenburg -Grundschule, wo lern- und körperbehinderte Kinder in einer Vor- und den ersten beiden Grundschulklassen mit Nicht -Behinderten zusammen unterrichtet werden. Als nicht -integrierbar, so der Pädagoge, müßten allerdings weiterhin „sogenannte mehrfach behinderte Kinder“ angesehen werden. Die besondere Betreuung durch persönliche Helfer, die diese Kinder brauchten, sei nämlich im Modell des Senats nicht vorgesehen. Daß aber auch ein schwerbehindertes Kind mit anderen zusammen die Schule besuchen kann, wenn ein Helfer zur Verfügung steht, konnte die AL-Bezirksverordnete Görl, selbst Mutter eines schwerbehinderten Jungen, bestätigen. Nur weil sie die „Einzelfall-Hilfe“ zunächst selbst finanzierte, kann ihr Sohn auch die zweite Klasse der Rothenburg-Schule besuchen.

An den Rahmenbedingungen des Senats, der im Modell pro Klasse einen zusätzlichen Lehrer und wissenschaftliche Begleitung, aber keine Einzelfallhilfe vorsieht, wird sich auch in Zukunft nichts ändern, weiß der ALer Kuhn aus einen noch nicht veröffentlichten Bericht der Senatorin Laurien über den Schulversuch. Dem Bericht zufolge habe die Senatorin, so Kuhn, zwar ihr „altes Dogma von der strengen Begrenzung“ des Versuchs auf wenige Bezirke aufgegeben. Zu den fünf Schulen in Berlin, an denen Integration bislang praktiziert würde, sollten sechs weitere eine Genehmigung erhalten. Doch die Aufgeschlossenheit der Senatorin drohe an den neuen Planstellen zu scheitern, die im Bericht für zusätzliches Lehr- und Therapiepersonal vorgesehen seien. Denn auch der Innen- und der Finanzsenator werden die Pläne der Schulsenatorin in den nächsten Haushaltsberatungen abzusegnen haben.

Deshalb, folgerte Kuhn, sei es letztlich an den Betroffenen selbst, mehr Integration durch „massive Einforderung“ zu ermöglichen: Wenn Eltern, Lehrer und Erzieher über die Bezirksämter der Schulsenatorin klar machten, daß dringender Bedarf bestehe, könne auch in Zukunft die „Ausgrenzung“ behinderter Kinder verhindert werden.WvB