Das biologische Gleichgewicht gerät in Gefahr

■ Naherholungsuchende richten an Seen und in Wäldern folgenschwere Schäden an / Sonnenöl belastet das Wasser, Ruderer stören Vögel und Motorboote bringen die Ufer ins Rutschen / Ökowerk am Teufe

Das biologische Gleichgewicht gerät in Gefahr

Naherholungsuchende richten an Seen und in Wäldern

folgenschwere Schäden an / Sonnenöl belastet das Wasser,

Ruderer stören Vögel und Motorboote bringen die Ufer ins

Rutschen / Ökowerk am Teufelssee informiert über behutsamen Umgang mit der Natur

Die Sonne brennt, der Waldsee zwischen grünbemoosten Bäumen im tiefen Forst lockt, wer mag bei diesem Wetter in der staubigen Stadt bleiben? (Na, z.B. der säzzer, der nicht Gefahr laufen möchte, an Seen über Autoren zu stolpern, die Poesie absondern!) Niemand, deshalb drängeln sich sonnenhungrige BerlinerInnen gleich zu Tausenden an den Seen innerhalb der engen West-Berliner Stadtgrenzen. Nicht nur Wild und Vögel lassen daraufhin entsetzt Junge und Eier im Stich, auch Berlins Naturschützer sehen manches Verhalten gar nicht so gerne.

„Die Menschen müssen sich ja irgendwo erholen können“, sagt Manfred Buhles vom Ökowerk am Teufelssee, einem privaten Naturschützerverein, „es kommt eben darauf an, wie der Einzelne sich verhält.“ Und was beim Einen nichts ausmacht, bringt See und Wald um, wenn Tausende es machen. 7.000 Besucher vorletztes Pfingsten am Teufelssee verdreckten nicht nur mit ihren Autoabgasen den Grunewald. Wenn sich nur ein Bruchteil davon (den Autoabgasen?) mit Sonnenöl einreibt und dann ins Wasser geht, belastet das das Wasser genauso wie Industrieöl. Auch in den See oder in den Wald zu pinkeln statt die BSR-Container zu benutzen, läßt das biologische Gleichgewicht aus demselben geraten. Ganz zu schweigen von denen, die büschelweise Pflanzen und Blumen ausreißen, womöglich mit den Wurzeln. „Selbst im Naturschutzgebiet Teufelsfenn am Seeufer gegenüber dem Strand, wo man sich noch nicht einmal aufhalten darf, kommt es vor, daß trotz Waldbrandgefahr Leute rauchen oder sogar grillen“, erzählt Buhles weiter. Hunde dürfen am Teufelssee, wie im ganzen Grunewald, nicht frei laufen. Erst südlich der Avus. Und das nicht ohne Grund. „Erst vor zwei Monaten haben Hunde eine tragende Wildsau ins Wasser gehetzt, so daß die alle Ferkel verloren hat“, erinnert sich Buhles. So etwas liegt aber an der Rücksichtslosigkeit der Menschen. Auf dem Schlachtensee gibt es eine Haubentaucherkolonie, die fast noch keine Jungen ausgebrütet hat: Ruderbootfahrer scheuchen die Vögel immer wieder von ihren Nestern auf. „Der Einzelne muß eben Rücksicht nehmen und ein bißchen aufpassen, daß er nicht alles niedertrampelt“, meint Buhles. Besonders den Großstadtkindern fällt das schwer.

Das Ökowerk im ehemaligen Wasserwerk am Teufelssee informiert jeden Besucher über den behutsamen Umgang mit der Natur, von Schulklassen bis zu Kleingärtnern. Die ist in Berlin gebeutelt genug: Wegen des hohen Wasserverbrauchs von 150 Litern pro Mensch und Tag ist der Grundwasserspiegel seit der Jahrhundertwende erheblich gesunken. Die Folge: Das Schilf stirbt aus, die Uferbefestigung rutscht in den See. Ein übriges tun die Motorboote, wenn auch nicht gerade am Teufelssee, der eher von Badenden geschädigt ist.

Aus einem Eisklotz entstanden, der nach der letzten Eiszeit dort liegengeblieben ist, hatte der See um die Jahrhundertwende noch einen sieben Meter breiten Schilfgürtel, der fast völlig verschwunden ist. Heute muß ständig Wasser nachgepumpt werden, um noch mehr Schäden zu verhindern. Fast alle Berliner Seen sind so geschädigt. „Besser ist es wohl, die Leute gehen ins Strandbad Wannsee, dann wird die übrige Natur nicht so belastet“, meint Buhles zum Schluß.esch