Trauriger Rekord in Berlin

■ In der Rate der Säuglingssterblichkeit liegt Berlin im Bundesvergleich an der Spitze: 12,5 von 1.000 Säuglingen starben 1987 / Noch immer fehlen perinatale Zentren

Trauriger Rekord in Berlin

In der Rate der Säuglingssterblichkeit liegt Berlin im

Bundesvergleich an der Spitze:

12,5 von 1.000 Säuglingen starben 1987 / Noch immer fehlen perinatale Zentren

In Berlin sterben immer noch die meisten Säuglinge nach der Geburt und im ersten Lebensjahr. Schon seit 1982 liegt die Stadt am traurigen Ende dieser Statistik. Das kritisierten jetzt erneut die StadträtInnen der Alternativen Liste.

Im Jahr 1987 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 12,5 von 1.000 Säuglingen während des ersten Lebensjahres gestorben. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation leicht verbessert. „Bedrohlich angestiegen“ allerdings ist die Frühsterblichkeit. 5,3 von 1.000 Lebendgeborenen starben schon in ihrer ersten Lebenswoche. In absoluten Zahlen waren dies im letzten Jahr 103 Säuglinge.

Die AL kritisiert in diesem Zusammenhang die Gesundheitspolitik des Senats. Diese sei „völlig ungeeignet“, das Problem zu bewältigen. Der „Spagat“ zwischen „Aufrüstung der hochspezialisierten Gerätemedizin“ und dem Abbau von Betten und Personal andererseits werde immer gefährlicher.

„Scheinheilig“ nennen die Gesundheitsstadträte die Tatsache, daß der Senat einerseits zum Schutz des ungeborenen Lebens aufrufe, aber andererseits nichts gegen die Säuglingssterblichkeit tue. Die AL fordert „zum wiederholten Male“ eine Konzept, das wirksam Abhilfe schafft.

Der Sprecher des Gesundheitssenators, Schültke, erklärte gestern auf Nachfrage, der Senat habe schon im Oktober 1986 eine Studie in Auftrag gegeben. In Zusammenarbeit mit Kinderärzten und Gynäkologen will die Senatsverwaltung damit die Ursachen für die hohe Säuglingssterblichkeit herausfinden. Bislang allerdings, sagte Schültke gestern, lägen noch keine Ergebnisse vor. Man vermute aber, daß es gerade bei Ausländerinnen an Vorsorge mangele. Außerdem sei die Koordination zwischen den Fachdisziplinen schwierig und Wege zwischen den Krankenhäusern weit. Deshalb sei weiter geplant, sogenannte „Perinatale Zentren“ in vier Krankenhäusern aufzubauen.

GynäkologInnen, KinderärztInnen, IntensivmedizinerInnen und PerinatalmedizinerInnen sollen dort zusammenarbeiten. Doch auch dies ist bislang nur in der Planung. Man hoffe, so hieß es gestern beim Gesundheitssenator, daß das erste Zentrum im nächsten Jahr in Steglitz entstehen werde.bf