Das Luftkreuz klebt am Boden

■ PanAm mußte ihre Flüge nach Köln/Bonn und Düsseldorf absagen, weil die alliierte Genehmigung weiterhin fehlt / Die Flüge wurden umgebucht / Die Luftfahrtattaches streiten weiter über das Luftkreuz / Grund: An

Das Luftkreuz klebt am Boden

PanAm mußte ihre Flüge nach Köln/Bonn und Düsseldorf

absagen, weil die alliierte Genehmigung weiterhin fehlt /

Die Flüge wurden umgebucht / Die Luftfahrtattaches streiten weiter über das Luftkreuz / Grund: Angst vor US

-amerikanischer Konkurrenz

Die amerikanische Fluggesellschaft PanAm hat gestern die zehn geplanten Flüge zwischen Berlin und Köln/Bonn sowie Düsseldorf gestrichen, weil immer noch keine Genehmigung der für den Berlin-Flugverkehr zuständigen alliierten Luftfahrtattaches vorliegt. PanAm hat zwar die vorläufige Genehmigung für Flüge auf den bisher von ihr bedienten Strecken erhalten. Die Zulassung des erweiterten Flugplans jedoch, in dem PanAm erstmals seit 1976 in Konkurrenz zu British Airways (BA) auch nach Köln und Düsseldorf fliegen wollte, scheitert weiterhin an der Uneinigkeit der Bonner Attaches.

Auch für die nächsten Wochen hat PanAm jetzt die Flüge auf diesen Routen gestrichen. Buchungen würden nicht mehr entgegengenommen, teilte ein Sprecher gestern mit. PanAm hatte bereits zusätzliches Personal eingestellt und für die nun gestrichenen Flüge bereits über 5.000 Buchungen entgegengenommen. Für die gestrigen Flüge nach Köln und Düsseldorf, die dann gestrichen wurden, hatte die PanAm nach eigenen Angaben 419 Reservierungen. Die Passagiere werden jetzt in Maschinen von BA und Air France befördert. „Wir gehen davon aus, daß wir alle Passagiere im Liniendienst und ohne Sonderflüge befördern können“, erklärte ein BA-Sprecher gestern auf Anfrage. Von den Passagieren, die bei PanAm reserviert hatten, seien nur zehn bis 50 Prozent erschienen. Auch auf dem Flughafen Tegel war von Chaos wegen der gestrichenen Flüge nichts zu spüren. „Da ist überhaupt nichts“, meinte ein Flughafen-Sprecher.

Den Vorwurf, PanAm habe mit den Buchungen versucht, die Attaches unter Druck zu setzen, wies die Gesellschaft zurück: Man habe auf Gleichbehandlung mit BA gehofft, die bereits am 26.März die Genehmigung erhalten hatte, in Konkurrenz zu PanAm zwischen Berlin und München zu fliegen. Hier war die Entscheidung wenigstens noch einen Tag vor dem Inkrafttreten des BA-Flugplans gefallen. PanAm sieht sich deshalb als Opfer eines „Skandals“. Senatssprecher Fest bedauerte gestern die Verzögerung der Flugplan-Genehmigung. Die BI „BürgerInnen gegen das Luftkreuz“ forderte dagegen den französischen Attache auf, den erweiterten PanAm -Flugplan auch weiterhin nicht zuzulassen. Die Lärmbelästigung durch den Flugverkehr sei jetzt schon zu hoch.

In Luftfahrtkreisen war von einem bislang einmaligen Vorgang in der Geschichte des Berlin-Flugverkehrs die Rede. Hintergrund ist die Uneinigkeit unter den alliierten Attaches infolge der „Luftkreuz„-Initiative des US -Präsidenten Reagan vom letzten Sommer. Die Initiative sollte Berlin mehr Flüge und damit mehr Konkurrenz auf den von den Alliierten kontrollierten Luftkorridoren von und nach Berlin bescheren. Nachdem vier amerikanische Fluggesellschaften beantragt hatten, am Berlin-Flugverkehr mitverdienen zu dürfen, hatten auch BA und PanAm ihre 1976 vereinbarte Streckenaufteilung beenden wollen. Obwohl die US -Regierung mittlerweile nur für zwei der vier amerikanischen Gesellschaften insgesamt 18 Flugpaare bewilligen will, tobt immer noch der Streit mit den Vertretern von Franzosen und Briten. Dem Vernehmen nach befürchten sie, daß TWA und American Airlines von Berlin aus in ganz Europa Fuß fassen wollen und damit zur Konkurrenz für die nationalen Fluggesellschaften werden. Nach Ansicht von Luftfahrtexperten suchen die amerikanischen Gesellschaften über Berlin den Zugang nach Europa, um ab 1992 von der Einrichtung des EG-Binnenmarktes profitieren zu können.hmt