Die Realität der "Verbrannten Erde"

■ Interview mit dem Afghanistan-Beauftragten der UNO, Saddrudin Aga Khan der am Mittwoch von viertägigen Gesprächen mit den Regierungen in Kabul, Islamabad und Teheran sowie den Mudjahedin in Peschawar n

Die Realität der „Verbrannten Erde“

Interview mit dem Afghanistan-Beauftragten der UNO,

Saddrudin Aga Khan der am Mittwoch von viertägigen

Gesprächen mit den Regierungen in Kabul, Islamabad und

Teheran sowie den Mudjahedin in Peschawar nach Genf

zurückgekehrt ist

taz: Eine gestern veröffentlichte afghanisch-schwedische Studie wirft der UdSSR eine „Politik der verbrannten Erde“ seit der Invasion 1979 vor, eine Zerstörung von Ackerland und Viehbestand, die zu einer Halbierung der Lebensmittelproduktion geführt habe.

Aga Khan: Ohne bislang ganz Afghanistan bereist und die Studie im Einzelnen nachvollzogen zu haben: Sie kommt der Realität sehr nahe und wir nehmen sie als eine unserer Grundlagen für die Planung der Hilfsprogramme und Repatriierung der Flüchtlinge.

Westliche Quellen sprechen von über fünf Millionen Landminen, die noch in der Erde Afghanistans verborgen sind. Können Sie diese Zahl bestätigen?

Ich halte sie für weit übertrieben. Die sowjetischen Truppen beseitigen die Minen in den Regionen, die sie jetzt verlassen. Die verbleibenden Minen stammen von den Mudjahedin.

In welchem Umfang erwarten Sie die Rückkehr von Flüchtlingen nach Afghanistan in den nächsten Monaten?

Das ist unmöglich abzuschätzen zum jetzigen Zeitpunkt. Nur in einigen Regionen Afghanistans ist derzeit die Sicherheit von Rückkehrern einigermaßen gewährleistet.

Die Allianz der sieben Mudjahedin-Organisationen in Peschawar hat erklärt, vor einem Sturz der Regierung Nadjibullah in Kabul gebe es keine Rückkehr der Flüchtlinge aus Afghanistan.

Das ist noch die offizielle Position der Mudjahedin, wie sie sie auch uns gegenüber eingenommen haben. Ich sehe Anzeichen dafür, daß sich diese Haltung auflockert. Die Mudjahedin haben keine vollständige Kontrolle über die 3,5 Millionen Flüchtlinge in Pakistan, von denen viele ihre Rückkehrentscheidung individuell treffen werden.Interview: Andreas Zumach