58 Bergleute in der Grube eingeschlossen

■ Explosion im Braunkohlenbergwerk Borken / Männer in 100 Meter Tiefe eingeschlossen Fieberhafte Rettungsarbeiten / Unglücksursache bisher ungeklärt

58 Bergleute in der

Grube eingeschlossen

Explosion im Braunkohlenbergwerk Borken / Männer in 100

Meter Tiefe eingeschlossen

Fieberhafte Rettungsarbeiten / Unglücksursache bisher

ungeklärt

Berlin (taz/ap) - Nach einer Explosion in dem Braunkohlenwerk Stolzenbach im nordhessischen Borken wurden gestern mittag 58 Bergleute in hundert Meter Tiefe eingeschlossen. Erst am frühen Abend gelang es den Rettungsmannschaften nach Angaben des hessischen Innenministeriums, zu einigen der Verschütteten Funkkontakt herzustellen. Genaueres über ihre Situation wurde jedoch zunächst nicht bekannt. Nachdem die Rettungsmannschaften am Nachmittag etwa 90 Meter in den Schacht vorgedrungen waren, brach dieser kurz vor 16 Uhr teilweise zusammen. Ein Polizeisprecher: „Das mindert natürlich die Chancen, noch viele Kumpel lebend zu bergen.“ Nach dem Zusammenbruch des Schachtes seien große Mengen Sauerstoff hineingepumpt worden. Über die Ursache des Unglücks, bei dem auch übertage acht Menschen durch herumfliegende Trümmer schwer verletzt wurden, bestand gestern Abend noch völlige Unklarheit. Hatte die Polizei zunächst von einer Entzündung eines unterirdischen Sprengstofflagers gesprochen, so korrigierte sie sich: Am wahrscheinlichsten sei eine Kohlenstaubexplosion, erklärte ein Polizeisprecher später. Werksleitung und die Betreibergesellschaft Preußen Elektra äußerten sich bislang gar nicht zur Unglücksursache. Um 12.30 Uhr hörten Zeugen des Unglücks am 400 Meter entfernt liegenden Ortsrand von Borken einen Riesenknall, wenig später stieg ein kilometerweit sichtbarer Rauchpilz über der Grube auf. „Es war wie ein Erdbeben“, berichteten Anwohner, über deren parkende Autos... Fortsetzung auf Seite 2

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58 Bergleute...

sich blitzschnell eine dicke Schicht schwarzen Kohlenstaubs legte. Der Explosionsdruck ließ in dem Bergwerksgebäude Fenster zerbersten und drückte Mauern ein. Wellblechdächer flogen davon.

Um 13.45 versuchte ein erster Rettungstrupp vergeblich, einen Durchgang zum Unglücksstollen zu finden. Weitere Trupps suchten fieberhaft nach anderen Zugängen. Die Bergungsarbeiten könnten Tage dauern, erklärte der rasch gebildete Krisenstab aus Polizei, Feuerwehr und Hilfsdiensten.

Die Grube Stolzenbach ist neben der Zeche Hirschberg im Werra-Meissner-Kreis eine der letzten beiden Untertage -Abbaustätten für Braunkohle. Sie wird seit 1923 ausgebeutet. Bereits seit längerem wird über die Schließung der Zeche, auf der 495 Beschäftigte täglich nur noch 1.000 Tonnen Braunkohle fördern, diskutiert, weil das belieferte Kohlekraftwerk Borken 1993 dicht gemacht werden soll. peb