Provo mit Pistole

■ Wie die Polizei es schaffte, dem Frieden am Kubat-Dreieck ein Ende zu bereiten

K O M M E N T A R E Provo mit Pistole

Wie die Polizei es schaffte, dem Frieden

am Kubat-Dreieck ein Ende zu bereiten

Gewaltsam konnte die West-Berliner Polizei am Norbert-Kubat -Dreieck nicht einschreiten, aber sie meisterte die mißliche Lage bravourös: mit einer einfachen Falschmeldung von dem „Besetzer mit Pistole“ schaffte sie es, Schluß zu machen mit dem „Sommerlager des Jahres“ und dem Pflasterstein zu seinem Recht zu verhelfen.

Die Polizei wußte vermutlich, daß die Pistole nur ein Spielzeug war. Auf jeden Fall wußte sie, daß sie von dem angeblichen Pistolenfuchtler nichts zu befürchten hat. Dennoch verbreitete sie zusammen mit seinen Personalien unverdrossen weiter ihre ProvoMeldung. Und die meisten Journalisten - selbst in den Nicht-Springer-Medien unterließen es, diese Meldung zu prüfen - als sei es schon ganz normal und alltäglich, daß Demonstranten mit Pistolen drohen. Polizei und Medien dürfen es sich dafür anrechnen, eine traurige Berliner Normalität nun auch am Tiergartenrand etabliert zu haben. Wenn sich diese Stadt darüber nicht aufregt, hat sie das Beton verdient, mit dem hier nicht nur Autobahnen, sondern auch Gräben befestigt werden.Hans-Martin Tillack