Keine Hoffnung auf Überlebende in Borken

■ Wahrscheinliche Ursache war eine Kohlenstaub-Explosion / Angeblich Sicherheitsvorkehrungen auf neuestem Stand / 1993 Ende für die Grube

Keine Hoffnung auf

Überlebende in Borken

Wahrscheinliche Ursache war eine Kohlenstaub-Explosion /

Angeblich Sicherheitsvorkehrungen auf neuestem Stand / 1993 Ende für die Grube

Borken (dpa/taz) - Mit großer Sicherheit hat keiner der 57 unter Tage befindlichen Bergleute die Bergwerkskatastrophe von Borken überlebt. Am Donnerstag sank die Hoffnung, doch noch Überlebende des schweren Grubenunglücks zu bergen, auf den Nullpunkt. Bis zum späten Nachmittag hatten die Bergungsmannschaften 35 Leichen entdeckt. In dem Stollensystem des Bergwerks, der tiefste Schacht liegt 150 Meter unter der Erdoberfläche, herrschte noch 24 Stunden nach dem Unglück eine tödliche Kohlenmonoxyd-Konzentration. Die Bergungsmannschaften konnten nur mit schwerem Atemschutzgerät arbeiten. Vor der Bergung der Toten wurden an mehreren Stellen Frischluftlöcher gebohrt. Am Donnerstag nachmittag wurden die ersten Toten mit Hilfe einer sogenannten Rettungskapsel geborgen.

Nach Darstellung des Bergdirektors Erwin Braun vom Bergamt Kassel sind einige der gefundenen Kumpel vom Druck der gewaltigen Kohlenstaubexplosion getötet worden, die inzwischen als Ursache für die Katastrophe angenommen wird. Andere Bergleute hatten noch ihre „Selbstretter“ angelegt, die die Atemluft filtern und vor giftigen Gasen schützen. Diese Schutzmasken wirken aber nach Darstellung der Experten höchstens zwei bis drei Stunden. Unter den toten Bergleuten befinden sich mindesten 14 Türken.

Die Bergungsarbeiten sind schwierig, zum Teil lebensgefährlich. Drei der insgesamt 100 eingesetzten Grubenwehrmänner waren bereits am Mittwoch abend völlig erschöpft in Krankenhäuser eingeliefert worden. Da Fahrstuhl und Förderband der Grube völlig demoliert sind, mußten die Rettungsmannschaften über Seile und Leitern durch teilweise sehr enge Luftschächte in die Zeche einsteigen.

Die als Ursache der Katastrophe angenommene Kohlenstaubexplosion ist in Braunkohle-Bergwerken weitaus unwahrscheinlicher als in Steinkohle-Gruben. Welche Sicherheitsvorrichtungen es in der Borkener Grube gegeben hat, war gestern nicht zu erfahren. Die Eigentümerin des Bergwerks, die Preussen-Elektra, ließ verlauten, die Grube sei hochmodern ausgerüstet und habe allen Sicherheitsstandards genügt. Andererseits ist seit langem bekannt, daß die Grube spätestens 1993 geschlossen werden sollte.marke Tagesthema Seite 3