GITARRENURWALD

■ John Mc Laughlin und Band im HdK-Konzertsaal

GITARRENURWALD

John Mc Laughlin und Band im HdK-Konzertsaal

Ein bißchen süßlichen Geruch hatte ich schon erwartet. Oder lila Hemden. Oder von Alkohl leicht angefressene Gesichter auf der Bühne. Nichts von alledem im Konzertsaal der HdK. McLaughlin, das rechte Bein locker über das linke gewinkelt, silbergraues Haar. Gesicht entspannt: Tennislehrer. Am Bass ein amerikanisches Riesenbaby mit vorgehängtem Schnäuzer. Auf einem Podest, hinter allerlei Schlaggerät knieend, ein kleiner Mann aus dem fernen Osten. Ein paar Spots, Rosa- und Blaulicht, und die sind gleich auf Höchstgeschwindigkeit. Jeff Becks Baß, elektrisch, und McLaughlins akustische Gitarre (ebenfalls elektrisch verstärkt) jagen sich sauber achromatisch durch die Korridore des Jazz und Jazzrock. Trilok Gurtu mit einem eigentümlichen Inventar von Percussion und Schlagzeug trommelt knieend Atmosphäre. Tempo machen die anderen. McLaughlins iberisch anmutende Leichtfüßigkeit imponiert. Das Riesenbaby ist ein Meister zarter Einwürfe in den oberen Etagen der Saitenskala. Gurtu stellt den Sound-Urwald glaubhaft artifiziell her. Merkwürdig, wie diese Art technischer Virtuosität vor 15 Jahren Eindruck schinden konnte. Der dreiviertelvolle Saal mit ehrfürchtigen Gitarrenschülern beklatscht auch jetzt und hier noch prompt die Soli. In einem Stück, in dem er die Baßsaiten wie ein Maschinchen anschlägt, stimmt er die tiefste ein paar Töne runter. Und wieder rauf, im Spiel. Da kommt Unkontrollierbares auf, das ich dann, in den Zugaben, auch im Zusammenspiel der Musiker zu hören glaube. Aber da ist's, nach gut anderthalb Stunden auch schon vorbei. Es ging schnell. Ulf Erdmann Ziegler