Verstrahltes Fleisch - einmal nach Venezuela und zurück

Verstrahltes Fleisch - einmal

nach Venezuela und zurück

Brüssel (taz) - Was soll mit über 6.000 Tonnen infolge der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl atomar verseuchtem Rindfleisch geschehen, das dieser Tage im Hafen von Rotterdam eintreffen wird? Das will die grüne Europa -Abgeordnete Undine von Blottnitz mit einer Anfrage an die Brüsseler EG-Kommission herausfinden. Die Kommission kontrolliert den Im- und Export von Agrarprodukten. Nach Recherchen der Abgeordneten ist seit dem 25. Mai ein Frachtschiff mit der strahlenden Ladung von Caracas nach Rotterdam unterwegs, nachdem die Behörden Venezuelas in Stichproben eine radioaktive Belastung des Fleisches von teilweise über 700 Beq/kg gemessen und das Löschen der Ladung daraufhin verboten hatten. Es ist nicht das erste mal, daß aus der Dritten Welt kontaminierte Lebenmittel zurückgeschickt werden: Bislang wurden 14 Fälle bekannt, in denen Länder Asiens und Lateinamerikas verstrahlte Nahrung europäischen Ursprungs zurückschickten. So waren bei Milchprodukten einmal 5000 Beq/kg und mehr gemessen worden. Unbekannt ist jedoch, wie oft EG-Länder Tschernobyl -geschädigte Lebensmittel in die Dritte Welt abzusetzen versuchten, die auf dem europäischen Markt nicht abzusetzen waren. Dies will Frau Blottnitz nun von der EG-Kommission wissen. Die Entsorgung verstrahlter Nahrungsmittel in die Dritte Welt zeigt nach Meinung der Parlamentarierin ebenso wie die jünst bekanntgewordenen Pläne über Giftmüllexporte nach Afrika, „wie heruntergekommen und gemeingefährlich in Europa gegenüber der Dritten Welt gedacht und gehandelt wird.“ th.scheuer