Kiezkompatibles Cafe

■ Das ehemalige "Maxwell" in der Oranienstraße hat wieder einen Mieter

Kiezkompatibles Cafe

Das „Maxwell“ hat wieder einen Mieter

„Nach dem ist das Cafe benannt“, sagt Strumpf und setzt den neunjährigen Anton, semmelblond, grünäugig und stupsnäsig, neben mich auf die graue Kunstlederbank. Durch die hohe Fensterfront hat man einen Blick auf die Oranienstraße, zu der die Vorgängerin „Maxwell“ nach Meinung einiger Kiezbewohner nicht paßte und deshalb von einer „Aktion Kübel“ vertrieben wurde. Jetzt ist ein „kiezkompatibles“ Speisecafe drin. Antons Eltern Gaby und Strumpf, alle drei aus SO36, haben den Laden übernommen.

taz: Warum habt ihr gerade diesen Laden übernommen?

Gaby und Strumpf: Das war mehr oder weniger Zufall. Wir wollten ein Speisecafe aufmachen, nicht zu teuer und nicht zuviel mit Alkoholausschank. Der Laden stand lange leer, weil der Hartmut (der Vorbesitzer, d. Red.) nur an so einen den Laden verkaufen wollte. Er hat auch Angebote von Türken, die da eine Spielhalle aufmachen wollten, abgelehnt, obwohl die mehr bezahlt hätten.

Und tragt ihr noch an der „Erblast“ Maxwell?

Strumpf: Das Maxwell ist inzwischen vergessen, das ist totgeschwiegen worden, wir haben ein anderes Image.

Die dunklen Tische auf dem rohen Holzfußboden sind noch die gleichen, aber die weißen Stoffdecken wurden gegen Plastik getauscht. An den immer noch fast leeren, hohen, hell-gelben Wänden hängt ein großer Spiegel.

Und was für Leute kommen?

Gaby: Andere als die, die im Maxwell essen gegangen sind, keine vom Kudamm.

Strumpf: Hier ist ein sehr gemischtes Publikum, Nachbarn aus der Oranienstraße kommen, von dem Jugendladen TEK gegenüber, tagsüber auch Touris, abends dann die Nachtschwärmer.

Anton: Neulich waren auch Ausländer aus 61 da.

An dem Tisch neben mir sitzt ein Mädchen mit Lederjacke und knallroten Haaren, vor mir trinkt ein Damenkränzchen Kaffee und weiter hinten füttert ein Afrikaner sein Baby mit Milch, die Gaby ihm heiß gemacht hat. Ein paar türkische Jungs stürmen den Laden und verlangen drei Glas Leitungswasser umsonst.

Seid ihr damit zufrieden, wie der Laden läuft?

Gaby und Strumpf: Im Großen und Ganzen ja. Wir haben allerdings viel reingesteckt, auch viel Arbeit, und noch nicht so viel Erfahrung, z.B. wie man die Essenspreise kalkuliert und so. Ab und zu beschwert sich auch jemand, die Kalbspastete, die du ißt, die ist den meisten Leuten für acht Mark zu wenig.

Allerdings. (Die Fragestellerin kaut an den Büchsenpilzen.)

Gaby: Es ist unsere erste Kneipe, vorher habe ich ein Besetzercafe gemacht in der Regenbogenfabrik und Strumpf eines in der Adalbertstraße. Auch an die Bürokratie haben wir uns noch nicht gewöhnt, ständige Verhandlungen mit der GSG und so.Interview: esch