Stolperstein

■ Die Demonstrationen in Berg-Karabach

G A S T K O M M E N T A R E Stolperstein

Die Demonstrationen in Berg-Karabach

Demonstrationen und Streiks in Stepanakert reißen nicht ab. Die unveränderte Forderung: das Gebiet Berg-Karabach an die armenische Sowjetrepublik anzugliedern. Der Umgang der sowjetischen Reformer mit der brisanten Nationalitätenfrage erschöpft sich dagegen in der Beseitigung einiger Exzesse und bleibt ansonsten dem alten Denken verhaftet.

Die anstehende 19. Parteikonferenz der KPdSU gilt allen Beteiligten als wichtige Weichenstellung für die Perestroika. Auf der Tagesordnung stehen Vorschläge zur Demokratisierung, die vor kurzer Zeit noch niemand erwartet hätte. Merkwürdig unbestimmt bleibt aber in den Thesen des ZK vom 23. Mai für die Konferenz das Politikfeld, das bisher zu den härtesten Konflikten geführt hat - die „nationale Frage“.

Die Hausaufgaben, die Gorbatschow schon in seinem Grundsatzbuch im letzten Jahr nicht löste, bleiben demnach weiterhin unerledigt. Eine Chance für die Perestroika wird damit vertan. Die Demonstrationen beziehen sich noch positiv auf die Perestroika. Doch die Zeit arbeitet nicht für die Sowjetregierung, wenn ihr nichts Besseres einfällt als bisher.Steffi Engert