Südafrika sauer über Popkonzert

■ Heute Mammut-Popkonzert für Nelson Mandela in London BBC im Mittelpunkt politischer Auseinandersetzungen

Südafrika sauer über Popkonzert

Heute Mammut-Popkonzert für Nelson Mandela in London

BBC im Mittelpunkt politischer Auseinandersetzungen

Aus London Rolf Paasch

Das zu Ehren Nelson Mandelas 70. Geburtstag am heutigen Samstag im Londoner Wembley Stadion stattfindende Mammut -Popkonzert hat bereits vor seinem Beginn zu heftigen Auseinandersetzungen über die Vermengung von Pop und Politik geführt. Das Rassisten-Regime in Pretoria und rechte Abgeordnete der konservativen Partei Margaret Thatchers beschuldigten die öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt BBC, mit der Ausstrahlung des zehnstündigen Pop-Marathons die „terroristischen Aktivitäten“ des „African National Congress“ (ANC) zu unterstützen. Bei diesem größten musikalischen Fernsehereignis aller Zeiten, das von über 600 Millionen Zuschauern in mehr als 60 Ländern empfangen werden kann, wird eine Phalanx von Popstars und Supergruppen auftreten, die zumindest die musikalische Qualität von Bob Geldofs Live Aid Konzert noch übertreffen wird. Die Palette der Mandela-Symphatisanten, die sich für die Freilassung des ANC-Führers einsetzen, reicht von den Dire Straits über Whitney Houston, Miriam Makeba, George Michael bis zu Harry Belafonte. Größen wie Phil Collins, Midge Ure, Paul Young, Roberta Flack und Joe Cocker werden als Mitglieder von eigens für das Ereignis zusammengestellten „Supergroups“ mitspielen.

Nach der heftigen Kritik des südafrikanischen Innenministers Adrian Vlok und der südafrikanischen Botschaft in London an der BBC wird die Fernsehanstalt nun sämtliche politischen Statements der Künstler und Mitwirkenden ausblenden und währenddessen hinter der Bühne Interviews mit den Popgrößen über ihre neueste LP führen.

Eine aus dem Gefängnis von Pollsmore herausgeschmuggelte Grußbotschaft Mandelas wird ebenfalls aus der Live Fortsetzung Seite 6

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Mandela...

Berichterstattung über das Geburtstagskonzert in die Nachrichtensendungen verlegt werden. Der in Pretoria für „Recht und Ordnung“ zuständige Adrian Vlok hatte die BBC in den vergangenen Tagen wegen der Ausstrahlung eines Dokumentarfilms angegriffen, in dem Kinder und Jugendliche beschreiben, wie sie von der südafrikanischen Polizei verhaftet, geschlagen und gefoltert wurden. Vlok drohte der BBC mit dem Rausschmiß ihrer Südafrika-Korrespondenten. Auch diejenigen, die vor der Kamera ausgesagt hätten, würden demnächst von der Polizei „befragt“ werden.Das von der Firma „Freedom Production“ im Auftrag der britischen Anti -Apartheid-Bewegung (AAM) veranstaltete Konzert ist der Beginn einer Kampagne der Apartheid-Gegner, die am 17. Juli

-einen Tag vor Mandelas 70. Geburtstag - im Londoner Hyde Park in eine Massendemonstration münden wird. Das heutige Konzert, das mit dem 24. Jahrestag der Verurteilung des ANC -Führers zu lebenslänglicher Haft zusammenfällt, geht auf die Initiative des Ex-„Specials“ Jerry Dammers und des Leadsängers der „Simple Minds“, Jim Kerr, zurück.Die Einnahmen aus dem Verkauf der 72.000 Karten zu 80 Mark das Stück sowie der Fernsehrechte gehen nicht an den ANC, sondern zur Hälfte an die AAM und zur anderen Hälfte an in Südafrika operierende Wohlfahrtsorganisationen zugunsten von Opfern der Apartheid. In der BRD wird das Konzert in allen drei TV-Programmen ab 12.45 bis 0.15 Uhr übertragen.