Im Süden viel Neues

■ Lichterfelder Sportunion und Brandenburg-Lichterfelde bilden Groß-Verein / Aufstieg für 1990 anvisiert / Viele Mitglieder bekamen nichts mit

Im Süden viel Neues

Lichterfelder Sportunion und Brandenburg-Lichterfelde bilden Groß-Verein / Aufstieg für 1990 anvisiert / Viele Mitglieder bekamen nichts mit

Gemeinsam sind wir stark. Ab der nächsten Saison wird in der Fußball-Landesliga ein neuer Name auftauchen: VFB Lichterfelde, ein Großverein mit über 1.000 Mitgliedern.

Zu dieser Entscheidung gelangten die Vereinsführungen der Lichterfelder Sportunion (LSU) und die von Brandenburg -Lichterfelde (BraLi); die Zustimmung der Mitglieder zu den Fusionsplänen ist so gut wie sicher.

„Wir haben schon letztes Jahr miteinander verhandelt. Leider sickerten frühzeitig Informationen durch, so daß das Ganze scheiterte“, bestätigte LSU-Geschäftsführer Reinhard Rahn frühere Gesprächsrunden. „Das ist wohl die vernünftigste Lösung für Steglitz“, meint auch sein Kollege von BraLi, Hans Gansert.

Sportlich erschließen die beiden finanziell gesunden Clubs damit eine weitgehende Lücke zwischen Charlottenburg und Zehlendorf. Dort lag so manches im argen, obwohl der LSU gerade aus der Oberliga abgestiegen - sowie Landesligist BraLi schon in Berlins höchster Amateuerklasse spielten: Die vielen Jugend- und Reservemannschaften mußten ihre Spiele über ganz Steglitz verstreut austragen; und die ersten Mannschaften kämpften zumeist vor den leeren Rängen des Stadions Lichterfelde; es fehlt das „Hinterland“, die dicht besiedelten Ballungsgebiete.

„Von möglichen Sponsoren bekamen wir immer dasselbe zu hören: Wenn wir einem geben, wollen alle“, schilderten Rahn und Gansert das Dilemma im gutbürgerlichen Südwesten. Eine Folge davon war, daß bereits in der Jugendabteilung viele Spieler die Vereine wechselten.

Ein Großverein VFB Lichterfelde dürfte mehr Zuspruch ernten. Auch das Sportamt Steglitz, das den Bau eines Vereinsheims am Stadion mit ähnlichen Begründungen ablehnte, muß umdenken: Der VFB ist eine Macht.

Ob er allerdings den BFC Preussen aus Lankwitz oder gar die „kleine Hertha“ aus Zehlendorf sportlich herausfordern kann, so weit wollen die beiden Geschäftsführer noch nicht gehen. „Unser vorrangiges Ziel wird sein, eine gute Jugendarbeit zu betreiben, um die Talente in die erste Mannschaft zu integrieren“, so Hans Gansert, der zunächst kleinere Brötchen backt. Für 1990 jedoch ist der Oberliga-Aufstieg anvisiert!

Das eigentlich Erfreuliche an der Fusion aber ist, daß beide Partner anstehende Personalentscheidungen im Vorfeld klärten: BraLi, 1971 hervorgegangen aus Brandenburg 92 und Lichterfelde 12, stellt den Ersten Vorsitzenden sowie den Geschäftsführer; der Vize und der Schatzmeister stammen aus den Reihen der 1951 ins Leben gerufenen Sportunion.

Überhaupt war es ein Zusammenschluß nach Gutsherrenart: Beide Clubs werden wohl ihre alten Konten für ein Jahr weiterführen. Es besteht nämlich die Möglichkeit, daß einige Mitglieder die aktuellen Entwicklungen gar nicht richtig mitbekommen haben und ihren Obulus weiterhin an die gewohnten Adressen entrichten.Jürgen Schulz