Waldbrände in Israel als Politikum

■ Israel vermutet Palästinenser hinter einer Serie von Bränden / Siedler brennen Felder in der Westbank nieder

Waldbrände in Israel

als Politikum

Israel vermutet Palästinenser hinter einer Serie von Bränden / Siedler brennen Felder in der Westbank nieder

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Das israelische Kabinett will heute Dienstag Maßnahmen gegen Brände ergreifen, die in den letzten Wochen große Wald- und Weideflächen zerstört haben. Polizeiminister Haim Barlev wies darauf hin, daß Feuer zwar in jedem Sommer ein Problem darstellten, das Problem aber „in diesem Jahr größer ist und sich im Zuge der Intifadah in den besetzten Gebieten auf einige Araber in Israel ausweitet“. Ministerpräsident Schamir erklärte nach einer Kabinettssitzung am Sonntag, die sich mit diesem Thema befaßte: „Wir müssen diejenigen, die uns in eine Wüste verwandeln wollen, mit Entschlossenheit bekämpfen“. Am Wochenende waren mehrere israelische Araber festgenommen worden, denen Brandstiftung vorgeworfen wird. Offiziellen Angaben zufolge kam es in der Zeit zwischen den 1.Mai und dem 5.Juni insgesamt zu 326 Bränden. Der Vorsitzende der israelischen Naturschutzbehörden, Uri Baidats, schlug vor, die Häuser der Brandstifter sollten zerstört werden - eine Maßnahme, die bislang nur in den besetzten Gebieten angewandt wird - , da das Niederbrennen von Bäumen bedeute, daß „Leben durch einen terroristischen Anschlag zerstört wird“. Der frühere israelische Verteidigungsminister Ariel Scharon wurde am Montag mit den Worten zitiert, auf Brandbombenwerfer und Brandstifter sollte nicht erst nach der Tat geschossen werden. Auf sie sollten gezielte Todesschüsse abgegeben werden.

Nach einem Bericht der Zeitung Haaretz folgte die Reaktion jüdischer Siedler auf die Waldbrände in Israel umgehend: In acht verschiedenen Orten seien palästinensische Felder und landwirtschaftliches Eigentum niedergebrannt worden. Diese Art des Kampfes könne leicht zu „einem israelisch -palästinensischen Bürgerkrieg zwischen beiden Völkern zu führen.

Unterdessen wurden am Sonntag erneut zwei junge Palästinenser in der Westbank getötet. Ferner wurde ein palästinensicher Bauer im besetzten Westjordanland auf freiem Feld vor seinem Dorf erschossen. Über den Ort Anabta nördlich von Nablus wurde eine Ausgangssperre verhängt, während israelische Soldaten Waren, Autos und anderes Eigentum konfiszierten. Mit derartigen Operationen soll die palästinensische Bevölkerung dazu gezwungen werden, mit den Steuerbehörden zusammenzuarbeiten.