Zauberformel gesucht

■ Frankreich nach den Wahlen

Zauberformel gesucht

Frankreich nach den Wahlen

Wissen die Franzosen noch, was ihre Politiker wollen? Und wissen französische Politiker jetzt, was ihre Wähler wollen? Die Franzosen haben ihrem Parlament einen Zauberhut übergestülpt, der viele Geheimnisse birgt. Das politische Durcheinander ist einmalig seit Gründung der fünften Republik.

Marktschreierisch und siegessicher hatten die Sozialisten ihre Öffnung zur Mitte verkündet - am Sonntag abend addierten sie die bislang so gänzlich verschmähten Stimmen der Kommunisten zu den ihren, um die verlorene Mehrheit wiederzufinden. Von der Linksunion aber träumten nur die Wähler. Denn die arithmetische Linksmehrheit im Parlament bleibt folgenlos. In Wahrheit haben die Franzosen eine andere Phase der Cohabitation eingeläutet, der die politische Form noch fehlt.

Für wen wählten die Franzosen rechts? Für den immer gemäßigter auftretenden Raymond Barre oder für das Wahlbündnis mit Jean Marie Le Pen? Frankreich verlangt nach einem Zauberer, um das Ergebnis der Parlamentswahlen zu entschlüsseln. Der Künstler sitzt im Elysee-Palast. Fran?ois Mitterrand hat als einziger eine Mehrheit. Er kann nun seine ganze Staatsmagie gebrauchen, um die Knoten im Parlament zu entfädeln.

In vier Wahlgängen haben die Franzosen es nicht vermocht, für klare Verhältnisse zu sorgen. Das französische Mehrheitswahlsystem ist ausgenutzt. Die von vielen so hoch gelobte Öffnung des politischen Spiels nach rechts verdeckt nur den Mangel an neuen Ideen. Zurück bleibt eine mögliche Notlösung: die sozialliberale Koalition für Frankreich.Bernard Umbrecht (Redakteur der Pariser Wochenzeitschrift 'Politis‘) und Georg Blume